Mittwoch, 21. August 2013

39. Roadtrip Neuseeland Teil 3: Gore nach Christchurch 18.08. bis23.08.2013

Von gore ging der highway nach norden (alle straßen auf der südinsel sind auf beiden seiten einspurig, nie getrennt und mit speedlimit 100 km/h, werden aber highways genannt) weiter durch die landwirtschaftlich geprägt landschaft (meist weiden mit schafen oder kühen). Die landschaft wurde immer hügeliger und baumloser, aber immer noch mit saftgrünen wiesen. Nach einer weile kam ich zu einer kreuzung, bog ab nach nordwesten und fand mich immer mehr in einer semiariden, gelblichen und hügeligen steppenlandschaft wieder - das high country central otagos, eine der sechs steppen der welt und drehort für rohan in herr der ringe.
Um einen extremen einblick in diese wunderbare landschaft zu bekommen (für mich ist die hügelige steppe meine lieblingsvegetation und -landschaft), wagte ich ein kleines abenteuer und bog bei millers flat (heißt auch so, wie beim trail, timo) nach nordosten ab richtung lake onslow.
Ich las über den lake onslow schon früher im internet. Es hieß er liege irgendwo im hochland central otagos mitten in der perfekten komplett baum- und buschlosen steppe zwischen hügeln. Dorthin führt aber nur ein offroad-track, der nur zugelassen für 4wd fahrzeuge bei trockenem wetter ist. Zwar war es relativ trocken, doch von einem offroad fahrzeug ist meines meilenweit entfernt. Doch zu diesem see musste ich kommen, das war mein kleiner traum.
Sehr schnell endete also die befestigte straße und ein schotterweg begann sich zwischen den noch grünen hügeln auf die hochebene zu schlängeln. An einigen matschigen punkten verlor ich den halt oder blieb fast stecken, doch ich kam immer weiter bis zu der kreuzung, an der endgültig die lake onslow road begann.
Diese führte dann mit einer schmalen schotterstraße weiter nach norden durch die gelb werdende steppe, hier und da gab es tiefe fahrrinnen oder schlaglöcher, doch im großen und ganzen war auch diese strecke mit konzentration machbar. Am höchsten punkt musste ich eine kleine pause machen.
Dort hatte ich dann endlich meine atemberaubende aussicht über gelbe, komplett nur mit gras bewachsenen hügeln bis zum horizont und ein wind der extrem stark über die ebene fegte. Nach westen hin sah man das selbe, nur das am horizont die schneebedeckten berge der alpen aufragten. Selbst in zehn jahren werde ich wahrscheinlich diese aussicht als die schönste meines lebens werten, hauptsächlich, weil ich eben die leere, weite, unendlichkeit und freheit der steppe liebe. 
Von dem hügel ging es hinab in ein kleines tal und dort lag der see vor mir, größer als ich dachte und genau wie beschrieben eingekeilt von gelben hügeln zu allen seiten. An seinem ufer standen am ende der straße genau 13 kleine hütten, alle nur so groß wie gartenlauben und für das wochenende gebaut, deshalb allesamt zu dieser zeit unbewohnt, als einzige zeichen der zivilisation (einige angler schätzen den see sehr als angelspot).
Der kalte wind fegte stark über das wasser, an dem ich dann am mittag ankam.
Ich verbarchte den ganzen nachmittag in der nähe dieser hüttensiedlung, kochte mein essen, las das buch relativity von albert einstein weiter und wanderte über die hügellandschaft und am see entlang. Die ganze zeit war ich bis auf ein paar wenige vögel und pferde am horizont das einzige tierische lebewesen in dieser absolut freien und friedlichen gegend. Das macht einen sehr entspannt, friedvoll und lehrt den kopf, extrem erholsam also.
Als die sonne unterging hörte plötzlich auch der wind auf und ich schlief wieder in meinem auto. Zwar war es sehr kalt und ich hatte am ende starke rückenschmerzen (so wie in jeder nacht bis jetzt und die noch kommt), aber trotzdem war sie ganz gut.

Bei morgendämmerung wachte ich auf und kurz darauf sah ich die sonne über dem see aufgehen, die all die kälte vertrieb. So verließ ich wieder den wunderschönsten und friedlichsten ort. Die straße war durch den frost der nacht härter und trockener und so leichter zu befahren, als am tag zuvor. Die strecke zurück zum highway schaffte ich relativ schnell und am ende muss ich sagen, dass sie bei trockenem wetter definitiv mit 2wd machbar ist und das internet, wie immer eigentlich, übertrieben pessimistisch war.
Wieder bei millers flat angekommen fuhr ich durch das weite tal weiter richtung nordwesten den höher werdenden bergen entgegen. Die landschaft ist hier immer noch eine steppe, aber mit einzelnen felsen gesprenkelt. Dies erinnerte mich noch viel mehr an rohan in herr der ringe, vor allem als gimli, aragorn und legolas den nasgul hinterher jagen, um die hobbits zu retten. Leider existieren davon keine fotos mehr, da der kameraakku seit diesem morgen leer war.
In der größeren stadt (für deutschland ein kleines dorf) alexandra angekommen, fand ich eine bücherei, im der ich meinen akku endlich aufladen und das internet nutzen konnte. 
Die straße fürte von dort weiter nach westen an zwei wasserkraftwerken und dessen stauseen vorbei zur stadt cromwell am südende des lake dunstan. 
Dort füllte ich all meine wasserflaschen, den benzintank und meine lebensmittelvorräte auf und machte einen kleinen abstecher die straße weiter nach westen, wieder richtung queenstown. Hier gelangte ich nämlich in ein tal, fast schon eine schlucht mit dem kawaru river, der sich durch die felsen schlängelte. An dieser stelle wurde nämlich die szene gedreht, als die gefährten mit den booten den fluss entlang fahren und die grenze zu gondor mit den beiden riesigen statuen passieren.
Als ich das gesehen hatte, kehrte ich wieder um nach cromwell und anschließend das ostufer des lake dunstans entlang nach norden. Nach einer kleinen ebene wird die landschaft wie im westen auch im norden extrem bergig und man kommt auf eine passstraße. Zu seiner rechten erstrecken sich hier die steppenberge central otagos und links sieht man die alpen am horizont. 
Zwischen zwei bergketten fand ich an einem fluss einen rastplatz, als die sonne schon unterging. So verbrachte ich dort wieder eine kalte, aber ruhige nacht.

Gleich bei sonnenaufgang fuhr ich los um, wie jeden morgen, von der abwärme des motors durch die heizung zu profitieren. So führte mich die straße über den lindis pass durch eine bizarre und schöne berggegend mit kahlen, steppenartigen gipfeln und tälern. Auf dem pass machte ich halt um zu frühstücken. Dieser war der schönste aller pässe in neuseeland.
Am vormittag gelangte ich dann in das mackenzie country, das kaum abgefahrener sein könnte: diese hochebene ist eine spiegelglatte fläche, vielleicht 150 km lang und 80 km breit und komplett aus brachland und steppe bestehend. Sie erinnert stark an das outback australiens. Das besondere ist, dass sie komplett 360 grad, also von allen seiten mit schneebedeckten bergketten eingerahmt ist, zu welchem horizont man auch schaut (eine sehr merkwürdige berganordnung, erinnert an die skizze von mordor auf der karte von herr der ringe). Dieser blick ist so atemberaubend schön und bizarr, wahrscheinlich fast einzigartig auf der welt. So ist man eigentlich gezwungen alle 10 km an den rand der straße zu fahren, um fotos zu machen und den blick zu genießen - das hat mich echt fertig gemacht (manchmal habe ich mir gewünscht, die landschaft wäre weniger atemberaubend)...
So fuhr ich durch dieses flache brachland und kam bei der stadt twitzel zu der ebene, die für herr der ringe als die pelennor fields genutzt wurde: hier stand also minas tirith und auf dieser weiten fläche fand die wohl epischste und größte schlacht der filmgeschichte stadt (schlacht um minas tirith, kurz vor ende des dritten teils). Natürlich wurde die schöne stadt reingeschnitten, weshalb diese ebene in realität eher langweilig und genau wie alles andere im meckenzie country aussieht. 
Die landschaft wurde immer kahler und ich kam zu dem großen lake pukaki, der im norden am fuße des höchsten mt cook liegt und von dessen gletschern gespeist wird. Das wasser ist durch die sedimente türkis- bis hellblau, was sehr beeindruckend aussieht. Hier machte ich eine mittagspause mit warmem essen und musste mich einer busladung asiaten stellen, die auch von mir etliche fotos machen mussten.
Nach diesem see kam eine noch wildere steppenlandschaft, sie erinnerte sogar schon an das, was man an bildern aus afghanistan gesehen hatte bei der militärischen ausbildung. Und so gelangte ich zu dem zweiten, bekannteren und touristischeren see lake tekapo. Die sicht war hier absolut postkartenreif, da die östliche begrenzung des sees eine schneebedeckte bergkette war, die sich im wieder hellblauen, spiegelglatten wasser spiegelte.
An diesem ufer und vor dieser aussicht verbrachte ich eine ganze weile und las wieder einige kapitel aus albert einsteins buch "relativity" über die spezielle relativitätstheorie und dachte außerdem viel über seine gedankenexperimente und schlussfolgerungen nach.
Gegen nachmittag musste ich leider das mackenzie becken (oder "little tibet", wie ich es am ende nannte) wieder verlassen, was mir schwer fiel. Ein weiterer pass führte mich aus diesem becken heraus in die tiefebene von canterburry, als sich die landschaft wieder innerhalb von minuten änderte.
Hier fuhr ich eine weile nach osten durch die grüne, flache, landwirtschaftlich- und zivilisationsgeprägte landschaft und war sozusagen wieder in deutschland. 
Als die straße auf die ostküste traf, kam ich in der relativ großen, sehr industriegeprägten stadt timaru an, stellte mich in eines der industriegebiete und verbrachte dort die nacht am straßenrand (was eine sehr schlechte platzwahl war, weil es dort die ganze nacht hindurch lastwagen-, auto-, zug- und sogar maschinenlärm gab.

Deshalb startete ich schon um vier uhr morgens von dort, tankte und fuhr durch die nacht den highway one richtung christchurch. Nach ungefähr der hälfte der 150 km strecke bei allenton ging dann die sonne auf und bot mir eine wunderbare aussicht über die schwemmebene von canterbury mit den ganzen, rot glühenden gipfeln der alpen im hintergrund.
Kurz vor christchurch bog ich jedoch nach rechts ab, um noch eine letzte attraktion neuseelands zu besuchen: die banks-halbinsel südlich der großen stadt. Diese ist eine seltsame aus dem wasser ragende bergformation, bestehend aus zwei schichtvulkanen. Auf satellitenbildern sieht sie aus, wie zwei zahnräder und in dessen mitten ist ein kleiner fjord als krater. So ragt dieses kleine gebirge mitten aus der absolut flachen küstenlinie canterburys auf.
Die straße führte erst nach taitapu am fuß der berge und von dort erst am rand entlang und schließlich in das weite tal zwischen den beiden vulkanen. Diese berge kann man sich vorstellen, wie der schwarzwald oder ein anderes mittelgebirge: dörfer, grüne wiesen mit schafen oder kühen und flecken an nadelwald. Nur reichen diese berge in das meer, sodass sich am rand etliche buchten, fast schon fjorde bildeten. 
Von diesem tal führte ein pass auf den kraterrand des östlichen vulkans und eine weile auf dem grat entlang. Von hier hatte man eine gute sicht in den krater mit dem fjord und der stadt akaroa.
Langsam wurde die wolkendecke auf dieser höhe, also für mich der nebel immer dichter, bis ich nur noch zehn meter weit sehen konnte - es fühlte sich fast an wie ein whiteout. Am anderen ende des kraterrandes angekommen fuhr ich hinab zum osthang des vulkans und dessen küste, nach le bons bay.
Hier gelangte ich zu der einen, schönen bucht, zu der ich wollte. Hier gab es einen schönen, einsamen strand zwischen den felsen der bucht mit sicht auf den südpazifik. Das besondere: diese bucht ist genau der punkt des "festlandes" weltweit, der am weitesten von südwestdeutschland entfernt ist (der genaue punkt liegt etwas weiter auf dem meer). Es ist also für mich ohne boot nicht möglich, sich jemals weiter von zuhause zu entfernen, als an diesem einen strand, selbst wenn ich in die antarktis gehe (es sei denn ich fliege ins weltall) und ich werde höchstwahrscheinlich nie wieder weiter von zuhause weg sein, als an diesem ort. Mit anderen worten: diese bucht ist offiziell der "arsch der welt" oder das "ende der welt"! Gleichzeitig markiert er das ende meiner hauptreise, die relativ exakt von chiang mai aus im nordwesten thailands immer weiter richtung südosten führte - über malaysia, singapur, indonesien, australien und schließlich neuseeland, bis es nun hier nicht mehr weiter geht.
An diesem strand blieb ich eine weile - es war auch erst mittag - und kochte ein warmes essen. Als ich mich dann aufmachte und von dieser bucht entfernte, fing für mich im prinzip die heimreise an, da ich nun dem zuhause immer näher kam.
Die straße führte wieder hoch auf den kraterrand und nach einer weile an der nordseite des vulkans hinunter zu einer weiteren bucht. Von dieser bucht führte ein sehr unbefestigter schotterweg über eine weinen weiteren pass einer bergkette, was ein echtes abenteuer wurde, da diese "straße" so breit war, wie mein auto, welches eben kein offroad auto ist. So kam ich in ein weiteres tal zu einer weiteren bucht und schon wieder musste ich über eine bergkette, dieser pass war aber befestigt. Ich hätte nie erwartet, dass es so kompliziert ist von der banks halbinsel den nordweg nach christchurch zu nehmen. Imsgesamt war dies der dritte pass - und jedesmal ging es rund 1000 meter hoch und dann wieder auf meeresniveau. Wenigstens war die aussicht spektakulär. Nach dem letzten pass kam ich wieder in eine bucht und von nun an führte die straße am meer entlang und nicht mehr über die berge. Während ich noch drei weitere buchten passierte, wurde es immer besiedelter und man kam in stadtteile (die halbinsel gehört schon zu christchurch), in denen sich die reichen der stadt niedergelassen haben, mit jachthäfen und schönen stränden. Diese gesamten buchten nach dem kraterrand sind übrigens teile der großen bucht, die den krater des zweiten vulkans darstellt. Über dessen rand führte ein weiterer pass und von diesem konnte ich dann endlich ins flachland und über die gesamte stadt christchurch mit einer unglaublichen aussicht blicken. 
In dem gewusel der stadt angekommen kaufte ich erstmal ein, stöberte in einer mall und fuhr richtung flughafen zu meinem altbekannten schlafplatz, an dem ich auch die erste nacht verbracht habe. Von dort aus machte ich einen abstecher zum terminal, um das gratis internet auszunutzen. 

Nach einer relativ warmen nacht hatte ich noch einen ganzen tag zeit für christchurch. So fuhr ich in die innenstadt und schlenderte durch die durch das erdbeben in trümmern liegende stadt: die meisten straßen sind durch die hunderten baustellen gesperrt, die hälfte der stadt ist schon abgerissen und überall gibt es freiflächen.
Ich ging zur kathedrale, dem namensgebenden wahrzeichen der stadt, von der nur noch ein paar grundmauern stehen und die zum abriss vorbereitet wurde. In der einkaufsstraße standen lustigerweise etliche container, die als vorrübergehende läden genutzt wurden, als cafes, kleidungs- und souvenierläden und sogar banken.
Das besondere an einer zerstörten stadt ist, dass ihre bewohner ihre emotionen und den wunsch nach einer schöneren stadt in kunst ausdrücken. Und so ist christchurch nun eine absolute künstlerstadt geworden. All die halb zerstörten gebäude sind mit grafitti und anderer street art versehen worden, die bauzäune sind bunt gestaltet und kunstwerke wurden errichtet.
Ich besuchte außerdem den schönen botanischen garten im zentrum und verbrachte den ganzen nachmittag im kostenlosen canterbury museum. Dieses museum war riesig und zeigte echt alles - angefangen von der geschichte neuseelands, über die geschichte christchurchs bis zu kunstausstellungen, die das erdbeben betrafen, oder auch fernöstliche kunst, dann über die antarktis und expeditionen, bis zu den vögeln neuseelands und von der geologie der erde über dinosaurier bis hin zur ökologie...
Als das museum geschlossen wurde fuhr ich zu einer car wash station um das auto zu waschen, tankte ein letztes mal voll und verbrachte meine letzte nacht im auto zum dritten mal am straßenrand in der nähe des flughafens.

Am letzten morgen kaufte ich noch etwas essen für den flughafen, saugte das auto aus und entsorgte den ganzen müll aus dem wagen. Diesen gab ich dann am 23.08. um 10:00 Uhr vormittags bei der jucy vermietung ab, er wurde ohne probleme angenommen. Mit einem jucy shuttle wurde ich dann anschließend zum flughafen gefahren, wo ich nun 20 Stunden auf meinen ersten Flug nach Sydney warten musste...

Der letzte abschnitt verlief ebenfalls reibungslos und angesichts der wunderschönen landschaften des steppenartigen und hügeligen high countries östlich der alpen und des wunderbaren wetters war dieser abschnitt meiner meinung nach der schönste!!

Der gesamte roadtrip ist wunderbar verlaufen, es gab keine großen probleme. Darüber hinaus hat er mir die gesamte südinsel neuseelands zu sehen gegeben, eine landschaft, die weltweit ihresgleichen sucht. 
Die reise an das ende der welt hat sich definitiv gelohnt und nun bin ich am ende meiner hauptreise, am südöstlichsten punkt meiner südostwelt-durchquerung angelangt! 
Und außerdem heißt es wieder:

TEIL 2/3 (Australien/Ozeanien) HERVORRAGEND  ABGESCHLOSSEN!!!
Es folgt: Teil 3/3 Nordsüdostasien (Thailand Teil 2, Kambodscha, Vietnam und Laos)















































































































































Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen