Als ich queenstown verlassen hatte, kam ich nur wenige kilometer den wakatipu-see hinauf zu einer kleinen, bewaldeten landzunge, die in das wasser reichte. An dem strand dieser landzunge wurde in herr der ringe die szene gedreht, wo die gefährten nach der flussfahrt anlanden, rasten und frodo und sam, der in diesem see fast ertrinkt, dann schließlich alleine weiterreisen. Der strand und der see sehen ähnlich aus, doch gibt es dort keinen wasserfall.
Nur wenige kilometer weiter auf der nächsten landzunge am selben see wurde die szene in ithilien gedreht, als frodo, sam und gollum erst kochen und essen (gollum beschwert sich über die kartoffeln) und später die heradrim mit den olifanten herankommen sehen und anschließend von faramir gefangen werden. Diese beiden orte sind sehr gut erreichbar (was nicht selbstverständlich ist, fast alle drehorte sind unerreichbar oder privat), man muss nur vom parkplatz ein paar minuten einen pfad folgen. Ich stand exakt an beiden stellen und erkannte alles wieder, was ziemlich spaß machte.
Dort hatte ich dann noch ein warmes mittagessen, bevor es weiter das seeufer hinauf ging. Die straße schlängelte sich wieder wunderschön an den wilden und kargen berghängen entlang durch das entlose tal mit dem see in der mitte. Das panorama mit der untergehenden sonne und den dramatischen wolken vor verschneiten gipfeln war atemberaubend. Am ende dieses tals kam ich in ein kleines dorf an der stelle, wo der see im norden aufhört. Dahinter liegt ein riesiges delta eines flusses und dessen tal, eingegrenzt zwischen riesigen bergketten. Genau hier auf den ebenen zwischen dem flussdelta und den bergen stand isengart in herr der ringe. Das tal sieht echt genauso aus und sogar das dramatisch bewölkte delta passte gut dazu.
Nach einer kurzen fahrt durch diese ebene zur anderen seite des sees kam ich zu einer wunderschönen staatlichen campingfläche, die leider etwas geld kostete, was ich aber angesichts der wahnsinnigen aussicht bereitwillig zahlte.
So stand mein wagen direkt am ufer der nördlichen spitze des langgestreckten sees, man konnte kilometerweit über die wasseroberfläche schauen mit den beiden riesigen bergketten links und rechts davon. Und wieder einmal war ich alleine dort, extrem idyllisch. Leider fing es nach dem sonnenuntergang an zu regnen, zwar wurde ich im auto nicht nass, aber das geräusch der tropfen auf dem dach zog sich durch die gesamte nacht.
Am nächsten morgen fuhr ich zurück durch die ebene isengarts (auch über den fluss isen (heißt natürlich anders)) und kam am ende der ebene zu einem kleinen waldstück, in dem die szene am see mit dem kampf der gefährten gegen die orcs gedreht wurde, bei dem merry und pippin entführt und boromir mit etlichen pfeilen erschossen wird.
Leider ist dieses waldstück komplett privat und umzäunt, doch man kann hineinschauen und die bäume und felsen an diesem sanften hang erinnern sehr stark an diese szene.
So fuhr ich den gesamten weg am seeufer entlang zurück nach queenstown (nach isengart führt nur diese eine straße), erneut durch queenstown durch und dann richtung süden. Hier folgt die straße immernoch diesem extrem langgezogenen see durch das selbe tal, an dessen nordende ich am selben morgen noch geschlafen hatte (queenstown ist ungefähr in der mitte, der see ist etwa 80 km lang). Die sicht ist immer noch genauso spektakulär, doch die berge fangen an immer kleiner zu werden, bis sie kurz hinter dem ende des sees ganz verschwunden sind und sich die große, fruchtbare ebene vom southland anschließt.
Auf dieser strecke bin ich einer schafherde, bestehend aus hunderten schafen begegnet, die direkt auf der straße nach süden getrieben worden sind. Da es links und rechts absperrungen gab mussten alle schafe auf der straße laufen, wodurch es sehr eng wurde und ich nur langsam voran kam. Doch diese begegnung war sehr außergewöhnlich und witzig.
Die ebene des southlands, die sich südöstlich der alpen anschließt ist wie die ebene von canterbury sehr landwirtschaftlich genutzt und mit dörfern besiedelt, sodass man sich wieder exakt wie in deutschland fühlt. Nach einer kurzen fahrt südwärts bog ich ab nach westen und kam nach einiger zeit in die stadt te anau, die direkt am lake te anau liegt, einem riesigen see, hinter dem dann im westen plötzlich wieder die hohen bergketten aufragen und sich der riesige nationalpark des fjordlandes anschließt.
Das fjordland ist komplett unbesiedelt und unkultiviert, ursprünglich und hochalpin mit etlichen fjorden, die von der tasmansee in das gebirge hineinreichen, wie in norwegen. Dieser größte nationalpark neuseelands ist mit sicherheit einer der spektakulärsten naturräume der welt und nimmt den gesamten südwesten der südinsel ein.
Te anau ist das tor zum nationalpark und vor allem im sommer zu den treks (der milford und der kepler trek sind eine der berühmtesten der welt). Deshalb ist diese stadt ziemlich touristisch. Die bergregion am anderen ufer des sees diente übrigens in herr der ringe als die wetterspitze und dessen umland.
Hier duschte ich mich in einer öffentlichen, aber kostenpflichtigen einrichtung, tankte und kaufte ein.
Der grund, warum ich hier war, war der plan die einzige straße im fjordland zum fjord "milford sound" im nordwesten zu fahren, den berühmten te anau - milford highway, der sich 120 km durch unberührte natur und berge über einen pass und durch einen tunnel zum fjord schlängelt. Eine transportader, die wirklich ausschließlich von touristen, sei es individuell oder in reisebussen, genutzt wird zum einzigen touristisch erschlossenen fjord des parks (von ca 20). So konnte ich wenigstens etwas vom fjordland mitnehmen, da die treks im winter geschlossen sind. Ich plante diese strecke direkt bei dem ersten sonnenlicht zu fahren, um der hauptverkehrszeit der touristen und vor allem bussen aus dem weg zu gehen.
Am abend fuhr ich deshalb die ersten kilometer dieser strecke nach norden und blieb dann erneut bei einem staatlichen und kostenpflichtigen campingplatz (diese strecke ist nur offiziell begehbar, bei so vielen touristen ist das wilde campen sehr gefährlich), wo ich die nacht verbrachte. An diesem abend regente es leider wieder.
Wie geplant startete ich also bei der ersten morgendämmerung. Es regnete nicht mehr, aber es war immer noch bewölkt. Und der plan ging auf: ich war fast der einzige auf der strecke.
Nach einer kurzen fahrt am see entlang kam ich in ein weites tal mit erst mittelhohen bewaldeten bergen zu den seiten. Das tal selbst war eine extrem flache steppe, durch die sich ein fluss zog. Die straße stieg langsam an, das tal wurde enger und man kam an einem see vorbei (lake gunn). Das letzte stück zum sattel ging dann nur noch durch den wald.
Dort angekommen bot sich mir eine sagenhafte aussicht auf die zum meer hin absteigende, riesige fortsetzung des tals mit schneebedeckten und von wolken umspülten bergketten, sowie zwei weiteren tälern, die noch wesentlich höher gingen. Ich stand also bei diesem aussichtspunkt auf einem plateau mitten in der schnittstelle von vier tälern.
Nach einer kurzen pause führte die straße schließlich zu dem nach westen führenden tal, das dann rapide anstieg, über die baumgrenze bis direkt vor der steilwand der hauptkette der alpen (gertrude saddle). Doch noch immer war ich unter der schneegrenze, wenn auch nur knapp und es herrschte lawinengefahr (sowie schneekettenpflicht).
So steil wie dieser sattel war, wäre ein pass unmöglich gewesen, sodass ein schmaler, uralter tunnel durch den fels gesprengt worden war, der nur von einer seite abwechselnd befahrbar war.
Auf der anderen seite der hauptkette war das wetter dann, typischerweise, wolkenlos und wunderbar sonnig und mir bot sich ein sagenhafter ausblick auf das absteigende tal hin zu den fjorden des fjordlandes.
In serpentinen führte die straße hinab in den regenwald bis zu dem ufer des milford sound fjordes. Dort gab es ein informationshäuschen und café, sowie einen hafen für die fjordkreuzfahrten und sogar einen kleinen flugplatz. Der anblick des fjordes vom ufer aus war mit sicherheit das schönste, was ich bis dahin von neuseeland gesehen hatte:
eine weite dunkelblaue bucht, das meer hinter den kurven durch die berge nicht zu sehen, eingerahmt von fast senkrecht zu allen seiten aufragenden felsformationen mit schneebedeckten gipfeln, dahinter der wolkenlose himmel. Von allen seiten stürzten wasserfälle in den bildschönen fjord. Da es hier die chance gibt, robben und manchmal sogar pinguine zu sehen und da ich durch meinen wagen eine 50% ermäßigung hatte, zog ich eine jucy-kreuzfahrt in betracht, um den ganzen fjord zu sehen.
So kam es, dass ich mich gegen mittag auf einem kleinen boot befand, dass eine 1 1/2 stündige tour den fjord hinaus zum meer und wieder zurück machte. Dabei sah ich die gesamte schönheit des fjords von allen seiten, die senkrechten felswände, die wasserfälle und sogar einige robben, die sich auf den felsen sonnten und schliefen. Außerdem folgte uns ein schwarm delfine und einige sprangen sogar aus dem wasser. Pinguine sah ich leider keine, obwohl ich ständig auf der suche war, das war schade. Am ende muss ich sagen hat sich die fahrt zum fjord und die bootsfahrt extrem gelohnt, angesichts dieser naturschönheit. Ein minuspunkt waren jedoch all die pauschaltouristen, die mit bussen angekarrt worden sind, ich habe die natur lieber für mich alleine...
Gegen zwei uhr nachmittags trat ich den rückweg an, wobei ich bei der aussichtsplattform der vier täler wieder halt machte (diesmal war das wetter auch hier gut) und ein warmes essen aß.
So ging es den ganzen weg zurück durch das tal bis nach te anau, dort tankte ich nochmal, nutzte das internet und die sonne ging unter. Da ich eine lange strecke von te anau nach gore (2 bis 3 stunden) geplant hatte, die sowieso nur durch die deutschlandähnliche und kultivierte ebene invercargills führte und weil ich im touristischen te anau nicht schlafen konnte, beschloss ich, eine nachtfahrt einzulegen.
So fuhr ich extrem entspannt die landstraße durch die nacht, die so schwach befahren war, dass mir vielleicht insgesamt fünf autos in drei stunden entgegen kamen.
Am ende kam ich dann in der stadt gore an, der südlichste punkt meines roadtrips, meiner reise insgesamt und vielleicht an dem ich jemals in meinem leben gewesen sein werde.
Hier fand ich schnell ein wohngebiet, in dem ich mich möglichst unauffällig in die parkenden autos einreihte und dort die nacht verbrachte.
Am nächsten tag nutzte ich nochmal das internet und fing mit der suche nach einer steckdose für meinen fast leeren kameraakku an, die jedoch erfolglos war. So verlies ich gore gegen mittag und es ging nach norden zum "high country", der sagenhaften steppe von central otago (rohan) ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen