Mit ihm fuhr ich zuerst durch das verregnete christchurch zu einer großen mall, die sowohl einen kmart hatte, bei dem ich etwas geschirr und eine windschutzscheibenverdeckfolie für spottpreise kaufte, als auch einen großen pack'n'safe supermarkt, bei dem ich einen großen lebensmitteleinkauf, der für die nächsten drei wochen halten sollte, machte. Außerdem stöberte ich noch etwas in elektronikgeschäften, da ich unbedingt einen kassettenadapter mit 3,5mm klinke audio kabel brauchte, um in dem wagen musik hören zu können.
Doch in dieser mall wurde ich nicht fündig, so fuhr ich weiter zu einem warehouse, ein riesen geschäft, das auch alles hat. Hier fand ich nun einen kassettenadapter und besorgte ein paar gaskartuschen für meinen campingkocher (den ich seither auf meiner reise noch nie nutzen konnte).
Mit gefülltem kofferraum fuhr ich dann also zurück richtung flughafen in die nähe eines mcdonalds, da ich plante, später am abend nach hause zu skypen (durch die zeitverschiebung von +10 nach deutschland spät abends) und es dort immer gratis wlan gibt. Zum glück fand ich eine super straße mit abgelegenen, stark benutzten, aber trotzdem freien parkplätzen ohne einschränkungen.
So las ich noch ein bisschen im auto (metamorphosis) und fuhr dann später noch einmal zum mcdonalds für das internet.
Kurz vor dem schlafen verdunkelte ich noch das auto mit meiner windschutzscheibenverdeckfolie und diversen handtüchern und hemden, eingeklemmt in den seitenfenstern (diese prozedur werde ich von nun an jeden abend durchführen).
Die nacht war erstaunlich gut, nicht zu kalt und sehr bequem (ich schlief auf dem ganz nach hinten geschobenen und geklappten beifahrersitz in meinem schlafsack), was mich am morgen sehr freute, da ja noch zehn nächte folgen würden...
So machte ich mich am nächsten tag nach sonnenaufgang auf den weg nach springfield im westen der ebene von christchurch am fuße der neuseeländischen alpen. Bis dahin hat es weiterhin geregnet, die landschaft ist hier sehr flach und landwirtschaftlich genutzt. So sehen all die dörfer und felder genauso aus, wie in deutschland - wirklich exakt genau so, das wetter inklusive.
Doch mit dem gebirge änderte sich das, es folgte steppenartiges hügelland mit einigen schafherden. Der regen hörte auf, doch es war immer noch stark bewölkt und teilweise nebelig. Die berge wurden immer höher und schneebedeckt und so fuhr ich über den "athurs pass" durch die kompletten alpen von der ostseite zur westküste.
Exakt auf dem pass änderte sich die landschaft und das wetter schlagartig: dichte wälder fingen an und der himmel klarte auf, als ich die berghänge hinab zur küste fuhr.
Grundsätzlich kann man für die südinsel und die alpen zwei dinge sagen: erstens, wenn es im westen regnet, scheint im osten die sonne und umgekehrt (dabei regnet es im westen deutlich öfter), weshalb zweitens die vegetation westlich der hauptkette immerfeuchter gemäßigter regenwald ist und östlich unbewachsene steppe (wenn nicht landwirtschaftlich genutzt).
Direkt hinter den bergen fing das meer an, sehr aufgewühlt und wellig. Die küste war ziemlich nebelig und es gab einige schaf- und kuhweiden.
Nach einer kurzen pause fuhr ich dann die küste entlang nach süden. Die landschaft ähnelt sehr dem alpenvorland, nur mit meer und regenwald. Letzteren konnte ich dann zum ersten mal gegen abend bestaunen, auf einem kurzen wanderweg am straßenrand.
Der gemäßigte regenwald ist anders als alles andere, was ich kannte. Überall gibt es farne. Kleine bis riesige am waldboden und auf stämmen an den baumkronen. Die bäume sind alle so dermaßen von moos und kletterpflanzen bedeckt, dass alles grün ist, man kann keine rinde sehen. Der waldboden ist so feucht und moosig, das man tief darin einsinkt. So sieht also ein wald in einem kühlen, gemäßigten klima mit extrem hoher luftfeuchtigkeit und jahresniederschlag aus... Mein persönlicher favorit unter den vegetationszonen.
Nachdem ich einige winzige dörfer passiert hatte, kam ich in ein tal mit einem türkisen fluss und dem gewaltigen mt cook-massiv im hintergrund. Dort gab es einen abgelegenen parkplatz und eine toilette, sowie verlassene hütten, doch ich war allein dort.
An diesem ort verbrachte ich dann, nach einem schönen warmen abendessen, die zweite nacht.
Am dritten tag fuhr ich weiter zum berühmten franz-josef gletscher. Dort gab es ein kleines, sehr touristisches dorf, das im prinzip nur aus unterkünften bestand. Eine kleine straße führte auf einen parkplatz und von dort musste man zum gletscher laufen.
Ich spazierte also nach kurzem regenwald durch ein riesiges gletschertal, dass nur aus dem gletscherfluss und geröll bestand. Eine plakette wies darauf hin, aber man kommt auch selbst darauf, dass der gletscher einmal bis zum ende des geröllfeldes, ca zwei kilometer länger war - vor 150 jahren. Die berge an den seiten des tals waren spektakulär bewaldet und steil. Und als ich die endmoräne des gletschers bestieg, sah ich das kümmerliche etwas, das vom gletscher übrig war. Eine schmal eiszunge, die sich das tal hinunter zieht. Das gletschertor am ende war leider durch die moränen verdeckt.
Nach kurzem fotografieren kehrte ich um zum parkplatz und machte mich auf den weg zum nur 25 km weiteren, nächsten getscher: der fox gletscher.
Hier gab es ebenfalls ein sehr touristisches dorf. Außerdem eine tankstelle mit dem schild: "letzte tankstelle für die nächsten 120 km". Doch leider war diese eine tankstelle im umbau und geschlossen - und meine tanknadel wenige millimeter vor E wie empty. So musste ich eine entscheidung treffen: zum franz-josef zurück fahren und dort tanken, was ein umweg von 50 km bedeutet, oder es die 120 km riskieren.
Aber während ich darüber nachdachte schaute ich mir erst einmal den fox gletscher an. Hier ging es ebenfalls zuerst durch ein endloses gletschertal mit fluss, viel geröll und senkrechten felswänden an den seiten. Doch als ich auf dem hügel der endmoräne stand überraschte mich der gletscher: obwohl viel weniger touristisch, war dieser einiges größer, spektakulärer und besser zu sehen. Eine riesige eiszunge, die sich mit spektakulären rissen und spalten das tal hinunter zog, mit einem gigantischen gletschertor am ende. Ein bild von einem gletscher. Doch auch dieser ist in den letzten hundert jahren auf ein bruchteil geschrumpft - ein abbild der klimaerwärmung.
Auf dem rückweg zum parkplatz entschied ich mich dann - keine ahnung warum - für das risiko, vielleicht weil ich zu dieser zeit ein bischen zu sehr mit dem feuer spielen wollte. Oder mir war unterbewusst schon klar, dass es vielleicht nicht reichen könnte, aber ich wollte unbedingt mal die situation erleben, ohne benzin am straßenrand zu stehen. Was es auch war, in diesem moment sagte ich mir, es wird reichen.
So fuhr ich durch komplett unbewohnte wälder durch den anfangenden regen und kam erstaunliche 100 km weit - bis es plötzlich einen ruck machte und der wagen war aus.
So stand ich nun im regen am straßenrand in einer kurve ohne benzin. Das erste was ich machte war, ein blatt papier mit der aufschrift "PETROL" an die beifahrerscheibe zu hängen und erstmal zu überlegen. Ich plante, dass wenn keiner zur hilfe kommt, müsse ich am nächsten tag zur tankstelle die letzten 20 km laufen. Ich würde mein zelt mitnehmen, dort übernachten und am dritten tag zurückkommen. Vielleicht würde mich jemand ein stück mitnehmen.
Doch kaum war dieser gedanke gedacht, hielt ein weißer pick up mit drei damen und einem baby darin aufgrund meines schilds, sie nahmen mich mit zur tankstelle (obwohl sie aus dieser richtung kamen und zum gletscher wollten), warteten bis ich mir einen tank geliehen und diesen gefüllt hatte und nahmen mich wieder mit zurück zu meinem wagen, wo ich diesen auffüllen und weiter fahren konnte. So hat mich diese geschichte am ende nur eine stunde - statt vielleicht drei tage - gekostet. Diese drei australierinnen waren so dermaßen freundlich zu mir, dass sich die australische hilfsbereitschaft erneut für mich bestätige.
So fuhr ich diese 20 km erneut zu der selben tankstelle, füllte den wagen weiter auf und gab den leeren tank zurück. Es wurde auch schon dunkel, als ich mich nach einem schlafplatz umschaute und eine kleine privateinfahrt mit schön verstecktem wiesenplatz unter einem baum die straße etwas zurück fand, wo ich schließlich die nacht verbrachte. Es regnete die ganze nacht weiter.
Der vierte tag brach an und ich fuhr weiter nach südosten, verließ dabei die küste und kam wieder auf einen pass durch die südlichen alpen. Dabei führte die straße durch wunderschöne schluchten und durch bewaldete bergwelten - und als ich den pass passierte änderte sich, wie erwartet, sowohl das wetter zu fast wolkenlosem sonnenschein, als auch die vegetation zu fast baumlosen steppe.
Kurz darauf kam ich zu dem ersten der drei großen seen, dem lake wanaka.
Das panorama war atemberaubend, das beste, was ich bis dahin in neuseeland gesehen hatte. Die mit wiesen bedeckten hohen berge mit ihren komplett verschneiten spitzen ragten links und rechts aus einem perfekt tiefblauem bergsee empor und die straße schlängelte sich eingekeilt zwischen berg und wasser an diesem entlang. Hier musste ich erst einmal eine mittagspause mit warmem essen machen.
Kurz darauf führte die straße nach links über einen winzigen pass und nach zwei minuten ohne see kam dort der nächste see gleich hinter der bergkette - der lake hawea - mindestens genauso schön.
Hier führte die straße weiter an den berghängen entlang, bis sie am ende des sees in eine zivilisierte ebene und zur stadt wanaka führte, die wiederum am ufer des ersten gleichnamigen sees gelegen ist.
In dieser sehr touristischen (im winter vor allem skitouristen) stadt machte ich erst einmal eine längere pause, stöberte in den läden, entspannte mich am "strand" und nutzte das internet im internet cafe.
Als es dunkel war fuhr ich noch etwas das andere ufer des sees hinauf zu einer abgelegenen bergregion in der nähe des skigebiets treble cone, um dort am rande von farmen die nacht zu verbringen.
Als der morgen anbrach, machte ich mich gleich auf zurück durch wanaka und anschließend durch ein wunderschönes tal richtung queenstown. Hier gab es sanfte, steppenartige berghänge zu beiden seiten. Die berge im hintergrund rechts dienten in den herr der ringe filmen als nebelgebirge. Und so war dies auch meine erste herr der ringe sightseeing station.
Leider ist diese straße viel durch touristen genutzt, da sie die beiden wahrscheinlich touristischsten städte neuseelands verbindet.
Langsam stieg die straße an und führte über einen hohen pass - der höchste befestigte neuseelands - von dem man eine wunderbare aussicht in das große tal mit der stadt queenstown und dessen see (lake wakatipu) hatte.
Serpentinen fürten mich schließlich runter in das tal zu dem fluss kawarau. Dort entdeckte ich eine alte stahlbrücke, an der der erste mensch das bungee-jumping ausprobiert hatte. Und heute ist diese immer noch dafür in benutzung, sodass ich ein paar bungee-jumpern beim springen zuschauen konnte. Für mich war das leider zu teuer...
Kurz darauf fuhr ich runter zum flussufer, das eingekeilt in felsen lag und glaubte an der stelle zu sein, wo arwen in herr der ringe die wasserwelle zaubert, um frodo zu retten. Ich war nicht ganz falsch, denn später erfuhr ich, dass das leider ein paar kilometer nördlich war, wo man nur mit 4wd hin kommt.
So fuhr ich das letzte stück nach queenstown, die touristischste stadt der insel und bekannt als die "extreme" hauptstadt der welt, da sie sich auf alles actionartige spezialisiert hat: bunjee jumping (wurde ja auch dort erfunden), skydiving (fallschirmspringen), quad touren, speedboat fahren, offroad adventures und natürlich nicht zuletzt skifahren und snowboarden in all den skigebieten in der gegend.
Hier nutzte ich nach langer parkplatzsuche das internet und stöberte in den souveniershops und anderen läden. Gegen nachmittag fuhr ich dann weiter das seeufer des lake wakatipu hinauf nach norden zu einigen weiteren herr der ringe filmspots...
Der erste abschnitt meines roadtrips war extrem abwechslungsreich - von landwirtschaftlichen und zivilisierten ebenen über das hochgebirge zu einer küste mit dem einzigen gemäßigten regenwald der welt in nachbarschaft zu riesigen bergen und gletschern und dann wieder in das hochgebirge zu drei wunderschönen seen. Von der einsamkeit in die touristenhochburgen und von regen zu wolkenlosem himmel. Extrem abwechslungsreich, wunderschön und manchmal herausfordernd.
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