Sonntag, 6. November 2016

4. San Pedro de Atacama 27.10.16 bis 31.10.16

Die Fahrt von Salta nach San Pedro de Atacama im Norden Chiles über die Andenkordillieren und das Hochplateu war mindestens so spektakulär wie erwartet. Ein Teil der Strecke (von Salta bis kurz hinter der Salinas Grandes-Salzebene) war schon von der Tour zu letzterer bekannt - in umgekehrter Fahrtrichtung. Wieder ging es an Pumamarca mit den farbigen Felsformationen vorbei und hinauf auf die Puna, auf den argentinischen Teil der Hochebene. Nach der besagten Salzebene kamen einige kleinere Bergketten, welche die karge Wüstenlandschaft in Nord-Süd-Richtung durchziehen. Zwischendurch gab es kleine Dörfer an fast ausgetrockneten Flussoasen (kaum zu glauben, dass es hier oben überhaupt Wasser gibt) und eine weitere Salzebene. Dahinter folgte der Jama-Pass, der die Grenze zwischen Argentinien und Chile darstellt. Nach etwar einer halben Stunde Wartezeit wurde die Grenzstation geöffnet und die üblichen Formalitäten konnten abgehandelt werden. Hinter der Grenze war die Landschaft noch spektakulärer: da wir uns der Westkordilliere bzw. dem Andenhauptkamm näherten, waren immer mehr Vulkane zu sehen, bis jeder Berg ein Vulkan war. Dazwischen gab eis einige Lagunen, in einer davon war auch zum ersten Mal eine Flamingokolonie zu erblicken. Nachdem es zum Schluss am bis dato höchsten Vulkan "Licancabour" vorbei ging, führte die Straße stets abwärts in das riesiege Becken des Salar de Atacama, der zweitgrößten Salzebene der Welt. An dessen Nordende liegt die Oasenstadt "San Pedro de Atacama".

San Pedro de Atacama existiert heute als reine Touristenstadt, indem sie als Ausgangspunkt für zahlreiche Touren in die umgebende Atacamawüste fungiert. Sie ist nur ein kleines Dorf mit wenigen  Tausend permanenten Einwohnern aber umso mehr Touristen. Entlang der Hauptstraße und deren Nebenstraßen - alles unbefestigt - säumen sich ausschließlich Tour-Agencies, Hostels, Restaurants und Shops für alles Nötige. Der Stadtkern ist damit durchaus mit der Stadt auf Koh Phi Phi Don oder Gili Travangan zu vergleichen (siehe vorherige Blogeinträge). Als Touristenstadt ist sie auch sehr teuer, teurer als die Städt, die wir in Argentinien besuchten. Dafür hat sie einen Charme, der von ihrer Lage, den kleinen authentischen Häusern und den Holzschlidern an deren Fassaden ausgeht (alles war mit liebevoll gestalteten Holzplaketten beschildert). Man fühlte sich vielerorts in einer Westernstadt.

Wir checkten im Hostel "Kasa del Rio" ein, welches etwas mehr als 1 km nördlich der Innenstadt an einem ausgetrocknetem Flussbetf äußerst friedlich und ruhig liegt. Da wir vorerst nur für zwei Nächte das Zimmer buchen konnten (und das auch nur nach langem Suchen), verbrachten wir den Abend damit, ein Hostel für zwei weitere Nächte zu finden. Wie sich bald herausstellte war dies praktisch unmöglich, wenn man nicht 200€ für eine Nacht zahlen wollte... Der Grund dafür war ein ungeschickt gewählter Zeitraum: dieses Wochenende wurde nicht nur um zwei Feiertage bis Allerheiligen verlängert, die Tage um Halloween waren auch von mehreren wichtigen chilenischen Festen geprägt. So waren vor allem Chilener zu Massen in der Stadt anwesend. Zum Glück konnte uns die Besitzerin des Kasa del Rio für zwei weitere Nächte eine Art "Notunterkunft" anbieten, die normal nicht für Gäste zur verfügung steht. Diese war letztendlich deutlich besser, als die offiziel gebucht, auch weil sie ein privates Bad aufweises konnte.

Am zweiten Tag informierten wir uns über Touren und Möglichkeiten, nach Bolivien weiter zu Reisen. Wir entschieden uns für das "Valle de la Luna" am selben Nachmittag, für die "Tatio-Geysiere" zwei Tage später und für eine epische, dreitägige 4WD-Tour nach Uyuni in Bolivien (ich hatte schon in Salta von dieser Möglichkeit gehört), die zwar ziemlich teuer aber sehr vielversprechend war. Am Nachmittag ging es dann auf die besagte Tour zum Valle de la Luna, ein Tal in der sogenannten Salzkordilliere, welche den Kessel des Salar de Atacama im Nordwesten durchzieht. Es liegt nur 20 km von Stadtkern entfernt. Die Tour ist daher recht günstig und wird von so ziemlich jedem Touristen der Stadt besucht - sie war auch entsprechend überlaufen. Dennoch bekamen wir atemberaubende Felsformationen, Sanddünen und eine interessante Höhle zu sehen. Das besondere war, dass die Felsen, der Untergrund, die Höhlenwände usw, alle aus Salz bestanden. Zum Schluss wurde uns der Sonnenuntergang von einem hochgelegenen Grad aus gezeigt. Ein wirklich schöner Anblick auf das Tal und die Andenwestkordilliere, für den der Ort bekannt ist, welcher aber mit hunderten, vielleicht sogar tausenden Touristen geteilt werden muss. Abends besuchten wir noch eine Bar, in der traditionelle Musik aus dem Hochland gespielt wurde.

Da am nächsten Tag keine Tour geplant war, erforschte ich die Oasenstadt am Vormittag zu Fuß, bis sie in karge Wüstenlandschaft überging. An ihren Außengebieten waren einige Ranches und Gärten zu sehen. Es erinnerte mich an die Dakla-Oase in Ägypten. Den Nachmittag habe ich entspannt in der Innenstadt verbracht.

Am letzten ganzen Tag wurden wir bereits um vier Uhr morgens für die Tour zu den Tatio-Geysieren abgeholt. Da zu dieser Zeit ein Stromausfall die Stadt im Dunkeln liegen ließ, war der Sternenhimmel, für den die Atacamawüste ja weltweit berühmt ist, wunderbar zu sehen. Doch auch wenn die Milchstraße, die Venus, das Kreuz des Südens, der Orion usw. sehr hell erschienen, konnte der Nachthimmel, den ich im Komodo-Nationalpark in Indonesien gesehen habe, nicht überboten werden. Es war immer noch -7 Grad kalt, als wir bei Sonnenaufgang bei dem Geysierfeld am Nordrand des Kessels, nahe der Westkordilliere und Grenze zu Bolivien gelegen, ankamen. Auch hier waren wir weitaus nicht die einzige Touristengruppe... Die hunderten Dampfschwaden, in welchen teilweise auch aus dem Boden spritzendes Wasser zu sehen war, waren dennoch ein einmaliges Erlebnis. Nach einem Frühstück konnten wir in einer heißen Quelle baden, bevor es auf dem von Lamaherden und Flamingos gesäumten Rückweg zu einem Bergdorf ging. Gegen Mittag waren wir wieder in der Stadt, wo wir uns auf die lange Tour nach Uyuni vorbereiten konnten.

Der letzte Morgen in Chile brach an und wir wurden mit einem Kleinbus zu der nah gelegenen Grenze nach Bolivien am Fuß des Licancabour gebracht. Von dort aus begann die Tour in einem Toyota Landcruiser nach Uyuni...


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