Bevor wir die Stadt zu Fuß erkundeten, wechselten wir noch in ein drei Häuser weiter gelegenes Hostel, wo wir ein geräumiges Dachgeschosszimmer erhielten. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind alle vom rieseigen Hauptplatz "Plaza de Armas" aus zu erreichen. Um diesen zieht sich ein Säulengang, es gibt eine Kathedrale und drei weitere Kirchen (alle kosten Eintritt). Nahezu alle Gebäude der Altstadt sind alt oder zumindest restauriert und in einem typisch peruanischen Kolonialbaustil errichtet. Nachdem nämlich Cusco die Hauptstadt der Inkas war, wurde sie die Hauptstadt der spanischen Kolonie. Neben den vielen Kirchen und architektonischen Details fällt eine Christusstatue auf, die ähnlich jener in Rio de Janiero die ganze Stadt überblickt. Auch die riesige Markthalle ist eindrucksvoll, hier gibt es nicht nur etliche Stände mit billigem Essen und alles, was man zum Kochen gebrauchen kann, sondern auch unzählige Souvenierstände. Am selben Tag buchten wir auch für die nächsten zwei Tage für etwa 70€ eine Bustour zu der Machu Picchu-Region.
Was Machu Picchu ist, muss hier wohl nicht erwähnt werden. Das Weltwunder zieht jeden Tag viele Tausend Touristen an und lässt damit alle anderen Regionen Perus, vielleicht sogar Südamerikas touristisch unwichtig aussehen. Interessanter ist, wie man es schafft, billig dahin zu gelangen. Der Startpunkt jeder Machu Picchu-Besichtigung (wenn man nicht einen Trail, wie den Inka-Trail dahin wandert) ist das extra dafür errichtete Dorf "Aguas Calientes" am Fuß des Bergrückens, auf dem die Inka-Stadt errichtet wurde. Es ist zwar nur knapp 100 km von Cusco entfernt, doch durch seine Lage in einer engen Schlucht nur schwer zu erreichen. Der Knackpunkt ist, dass kein Straße dahin führt, nicht einmal eine Offroad-Piste. Der Bach "Urubamba", der vom Heiligen Tal aus durch die Schlucht fließt, ist auch nicht einmal mit Kanus zu passiern. Da jedoch eine unfassbar große touristische Nachfrage besteht, wurde eine Zugstecke von Cusco nach Aguas Calientes eingerichtet - ein komfortabler, jedoch durch die Monopolstellung astronomisch teurer Weg dorthin zu gelangen. Für die Fahrt zahlt man etwa 100€ oder oftmals noch mehr - pro Strecke! Die wahrscheinlich einzige günstige Alternative, die auch so gut wie jeder Backpacker wahrnimmt, ist es, mit einem Bus zu dem Punkt zu fahren, der am nächsten an Aguas Calientes liegt und immer noch mit einer Straße erreichbar ist - ein Wasserkraftwerk etwas flussabwärts von Machu Piccu, ein paar Kilometer hinter Santa Teresa. Dazu muss der Buss fünf Stunden lang einen relativ großen Umweg durch ein Paralleltal fahren. Zurück geht es wieder vom Wasserkraftwerk aus. Der letzte Weg nach Aguas Calientes und zurück (11 km) muss zu Fuß bestritten werden. Da der Zug von Cusco nicht nur bis nach Aguas Calientes sondern weiter bis zu dem Wasserkraftwerk fährt, wandert man prinzipiell durchgängig auf (bzw. direkt neben) den Gleisen. Ein schöner Nebeneffekt dieser Route liegt darin, dass man einen guten Eindruck von der wunderschönen Landschaft um Machu Picchu erhält, denn der Weg führt am Fluss entlang durch das Urubambatal, einmal 180 Grad um den Bergrücken Macchu Picchus herum.
Wir nahmen genau diese Route mit einer Übernachtung in Aguas Calientes. Das Weltkulturerbe bestiegen wir am frühen Morgen (ab 5 Uhr) des nächsten Tages, gegen Mittag (nach 4-5 Stunden Aufenthalt in der Inkastadt) waren wir schon wieder im Tal und um 14 Uhr am Wasserkraftwerk. Von dort brachte uns ein Bus wieder nach Cusco, wo wir nach 5 Stunden Fahrt abends ankamen. Leider wurde ich schon am Vortag der Tour krank, ich hatte sowohl eine Magenverstimmung als auch eine Erkältung. Das erschwerte zunächst das Laufen durch das Urubambatal, vor allem den Rückweg. Um mich zu schonen lief ich nicht nach Machu Picchu hoch, sonder nahm den Bus. Nach unten konnte ich nach der Besichtigung jedoch wandern.
Klar, Machu Picchu ist ein archäologische Sensation, gewaltig groß und wunderbar erhalten. Doch es bedeutet auch der härteste und erbarmungsloseste Kampftourismus, den ich je erlebt habe. Und ich war schon in Borobudur, Prambanan, Angkor Wat und bei den Pyramiden von Gizeh... Da ich durch meinen Gesundheitszustand den Bus zur Welterbestätte nehmen musste, erfuhr ich das schon am frühen Morgen: die Schlange für die Busse war schon um 5:30 Uhr etwa ein Kilometer lang. Um 6, als der erste Bus fuhr, musste sie mehrmals durch die Stadt gegangen sein, ich habe das Ende jedenfalls schon lange nicht mehr gesehen. So wartete ich dort eineinhalb Stunden auf den Bus. Oben angekommen, für die vereinbarte Führung bereits eine Stunde zu spät, musste man sich eine weitere halbe Stunde in die Eingangsschlange stellen. Innen kämpft man sich durch Heerscharen von Pauschaltouristen mit Selfie-Sticks, die letzteren auch alle 10 Sekunden an jeder erdenklichen Stelle benutzen müssen. Aufgrund meiner Magenverstimmung konnte ich es mir leider nicht verkneifen, die Toilette zu besuchen, was mich eine ganze Stunde kostete: das einzige Klo befindet sich am Eingang - außen - und das Männerklo war in Reparatur. Aus beiden Gründen stand ich eine halbe Stunde in der Toilettenschlange und anschließend erneut eine halbe Stunde in der Eingangsschlange, da ich ja das Gelände verlassen musste.
Nichtsdestotrotz war das Panorama atemberaubend, vor allem die Landschaft. Die Schlucht und Berge liegen auf etwa 1500 bis 2500 m Höhe und damit in den "Yungas" Perus, also in der Zone, in der das tropische Amazonasbecken beginnt. Das Klima ist damit eine willkommene Abwechslung zur Hochebene und die Flora und Fauna ist wunderschön. Am spektakulärsten ist jedoch die Topografie der tiefgrünen Berge: die Schlucht des Urubamba führt einmal um die Inkastadt herum und generiert so unfassbar steile und zerklüftete Hänge, vergleichbar mit sehr hohen Karstfelsen. Alles in allem wie gesagt ein wunderbares Panorama, dass man sich nunmal mit vielen Menschen teilen muss.
Wir blieben nach Macchu Pichu noch zwei weitere Nächte im selben Hostel in Cusco (so konnten wir auch das Gepäck aufbewaren und unsere Wäsche waschen lassen, während wir unterwegs waren). Am vorletzten Tag buchten wir das Busticket nach Paracas an der Pazifikküste und besuchten die Christus-Statue für eine wunderbare Aussicht über die Stadt. Da sich mein Gesundheitszustand weiter verschlechtert hat, habe ich nichts weiteres an diesem Tag unternehmen können.
Am letzten Tag besuchten wir noch das Inka Museum, ein Sammlung zahlreicher Inka-Relikte, wie Töpfe, Waffen und Kleidung, bis hin zu Mumien. Anschließend nahmen wir den Nachtbus (Cama-Klasse) richtung Lima. Unser Ziel wurde jedoch schon drei Stunden vor Lima erreicht: Paracas an der Pazifikküste, interessant vor allem wegen den Ballestas-Inseln.
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