Sonntag, 6. November 2016

5. 4WD-Tour nach Uyuni 31.10.16 bis 02.11.16

Die folgende Tour kann bezüglich Schönheit der Natur, Abenteuergehalt und Erlebnisreichtum durchaus mit dem Bootstrip von Lombok nach Flores in Indonesien mithalten (siehe entsprechender Blogeintrag). Sie führte drei Tage lang auf der bolivianischen Ostseite der Westkordilliere der Anden nach Norden und endete spektakulär mit der Überquerung des "Salar de Uyuni" - der größten Salzebene der Welt.

Am Vormittag fuhren wir zusammen mit vier weiteren Touristen (einem Deutschen, einen Chilenen, welcher als einziger das Spanisch des nicht Englisch sprechenden, bolivianischen Fahrers übersetzen konnte und einem polnischen Ehepaar) zunächst zum Eingang des Nationalparks, wo eine Gebühr zu entrichten war. Daraufhin ging es auf der Ostseite des Licancabour zur Laguna Blanco und Laguna Verde - einem weißen und grünlich schimmernden See. Nach diesen führte die Staubpiste über einen Pass und Sandwüste zu einer heißen Quelle, an der viele Touristen badeten. Wir genossen stattdessen den Ausblick auf eine Salzebene, die teilweise geflutet und von ein Paar Flamingos bewohnt war. Hier konnte wieder einmal einer der zahlreichen Minitornados beobachtet werden, die ständig durch die Wüste ziehen. Daraufhin ging es wieder bergauf bis auf 4980m Höhe (dem höchten Punkt der Tour). Generell kamen wir an den ersten beiden Tagen nie unter 4300m Höhe. Gegen die entsprechenden unangenehmen Symptome halfen Coca-Blätter - morgens, mittags und abends. Auf jenem Plateu gab es erneut einen großen und mehrere kleine Geysiere zu sehen, welche im Gegensatz zu den Tatio-Geysieren stark nach Schwefel rochen und von blubbernden, grauen Teichen umgeben waren. Der Weg führte abwärts zu der "Laguna Colorado", einem roten See, in welchem hunderte Flamingos im Boden scharrten, um Nahrung aufzunehmen. Dieser See ist mit seiner Farbe, den unzählbaren Flamingos und Vulkanen im Hintergrund unfassbar schön, ein einmaliges Naturschauspiel. An diesem lag auch eine kleine Ansammlung von Häusern, ein paar davon Hostels mit 6er Dorms und andere kleine Shops, sogar (kaum zu fassen) eine Bar mit Billard, Tischtennis und Tischkicker! Alles natürlich nur für Touristen auf dieser Tour. In einem Hostel kamen wir unter. Es war nach Sonnenuntergang sehr windig und kalt und Strom gab es nur für eine Stunde. Die Atmösphäre und das Essen waren trotzdem einmalig an diesem sagenhaften Ort.

Am nächsten Morgen ging es am roten See vorbei auf eine große Sandwüstenebene, die von unzähligen Vulkanen umgeben war. Hier gab es auch eine Felsformation, die Salvador Dali zu einem seiner Kunstwerke inspiriert haben soll. Am Ende der riesigen Ebene ging es etwas bergab in ein Tal zwischen zwei Reihen von Vulkanen. Win an einer Perlenkette erschienen hier insgesamt fünf kleine Lagunen direkt hintereinander, jede wunderschön und Lebensraum für einige Flamingokolonien. Wahrlich abgelegene, atemberaubende Naturparadiese. An der letzten Lagune gab es ein Mittagessen für unseren und einen anderen Landcruiser, mitten in der Landschaft und zwischen Wüstenhasen, die auch etwas abhaben wollten. Der folgende Teil der Strecke war am anspruchsvollsten für den Fahrer und sein Fahrzeug, es ging über einen Hügel auf einem sehr unebenen und von spitzen Felsen übersehenen Weg. Die Piste dahinter war deutlich ebener und schneller zu befahren, doch schon bei dessen Beginn bemerkte der Fahrer, das uns auf der besagten Strecke davor einer unserer Reifen geplatzt war. Der Reifenwechsel war durch die Hilfe eines anderen Fahrers schnell vollzogen. In der Ferne gab ein großer Vulkan der Hauptkordilliere eine Rauchfahne ab. Am Nachmittag gelangten wir auf die weite Chiguana-Salzebene, die im Vergleich zur darauf folgenden Uyuni-Salzebene etwas schmutziger und daher weniger weiß, jedoch genauso flach war. Nach einigen Kilometern darauf gelangten wir zu einer kerzengeraden Eisenbahnlinie, die die Salzebene durchquert und insgesamt Uyuni mit Chile verbindet. Abends erreichten wir eine kleine Gebirgskette, die zwischen der Chiguana- und der Uyuni-Salzebene gelegen ist. An dessen Fuß liegt die kleine Wüstenstadt San Juan. Hier verbrachten wir die zweite Nacht zusammen mit zwei weiteren Gruppen in einem Salzhostel. Wie der Name annehmen lässt, sind alle Wände, der Boden und sogar jegliches Mobiliar (Bänke und Tische) aus Salz. Im Vergleich zum ersten Hostel war dieses sehr luxuriös, wir konnten sogar in einem Doppelzimmer schlafen. Auch das Abendessen war erstaunlich üppig, es gab sogar eine Flasche Wein für jede Gruppe.

Der dritte Tag begann schon um halb vier morgens. Sehr schnell wurde alles zusammen gepackt, sodass wir San Juan bereits um vier Uhr Richtung Norden - zur Uyuni-Salzebene - verlassen konnten. Der Plan war, bei Sonnenaufgang bereits auf der Salzebene zu sein, was gut funktionierte. Und so hatten wir einen atemberaubenden ersten Eindruck von der unendlich großen Ebene bei den ersten Sonnenstrahlen...

Die Salzebene hat eine Ausdehnung von etwa 130 km in West-Ost und 100 km in Nord-Süd-Richtung. Selbst wenn man relativ weit am Rand ist sieht man in allen Richtungen nur an manchen Stellen des Horizonts winzige Berge aufragen. An anderen Stellen verliert sich die Ebene ins unendliche. Sehr beeindruckend ist, dass mittags der gesamte Horizont eine Fata Morgana ist: egal ob man Gipfel ausmachen kann, winzige Fahrzeuge oder nur den Himmel, der gesamte Horizont wird überall gespiegelt. Abgesehen von ein paar vergleichbar winzigen Inseln ist die Oberfläche eine vollkommen flache Salzkruste, die an fast allen Stellen nur wenige Zentimeter von der idealen Kugeloberfläche der Erde abweicht. Aus diesem Grund und wegen der hohen Reflektivität nutzen Satelliten die Ebene zur Kalibrierung ihrer Altimeter. Die Kruste ist steinhart und spröde und weist an den meisten Stellen sich vielfach schneidende Salzmuster auf, die durch die Trockenrisse der Ebene entstanden sind. 

Es ist unbeschreiblich über eine so riesige, harte, flache Ebene zu fahren. Die Freiheit des Fahrers ist hier grenzenlos! Daher ist es noch unvorstellbarer, warum dieser sich hier an eine relativ kleine Geschwindigkeit und an eine gerade Fahrstrecke hält... Wir gelangten zu einer Insel ziemlich genau in der Mitte der Ebene, die von sehr alten und bis zu 10 m hohen Kakteen übersät war. Von dessen Gipfel hatte man einen sagenhaften Ausblick in jede Richtung. Nach einem Frühstück am "Ufer" der Insel ging es nach Osten über das ewige Weiß. Wir machten eine Pause inmitten der Ebene, wo auch die obligatorischen Spaßbilder mit falschen Proportionen gemacht wurden (z.B. wird unsere Gruppe auf einem von einem riesigen Spielzeugdinosaurier gejagt; die Illusion ist auf der leeren Ebene, die frei von jeglichen Referenzobjekten ist, leicht zu erschaffen). Man hatte auch Zeit, etwas in eine beliebige Richtung loszulaufen und seine Seele baumeln zu lassen - wohl wissend, dass man es niemals schaffen würde, ohne eine oder eher zwei Übernachtungen und vor allem ohne Wasservorrat an einem beliebigen "Ufer" anzukommen. Am Nachmittag kamen wir an einem ehemaligen Salzhotel vorbei und gelangten anschließend nach Colchani, einer Stadt am "Ufer" der Ebene zum Mittagessen. Anschließend ging es nach Uyuni. An dessen Stadtrand liegt ein hundert Jahre alter Eisenbahnfriedhof mit rostigen Lokomotiven und Überresten von Waggons, der "Cemeterio de Trenes". Nach dessen Besichtigung war die Tour vorbei und wir wurden in die Innenstadt abgeliefert. Zwei Mitstreiter unseres Abenteuers warteten auf einen anderen Landruiser, der sie zurück nach San Pedro de Atacama bringen sollte (man konnte die Tour auch viertägig als Rundtrip buchen). 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen