Sonntag, 6. November 2016

7. La Paz 05.11.16 bis 08.11.16

Wir kamen schon früh morgens in der höchsten Quasi-Hauptstadt der Welt an (der Regierungssitz des Landes ist hier und die Agglomeration mit El Alto ist die größte des Landes) und ich fühlte mich schon deutlich besser. Zum Glück durften wir schon jetzt im Hotel "Avenida" einchecken, wo wir weiterschlafen konnten. Gegen Mittag liefen wir durch die Innenstadt und klapperten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab: den Regierungsbezirk, ein ziemlich kleiner Platz mit vielen Tauben, an dem nicht nur das Parlamentsgebäude (an dem nur die Fassade an ein solches erinnerte) sondern auch vollkommen heruntergekommene und verlassene Häuser zu sehen waren, die Iglesia San Franzisko am "Times Square" der Stadt und der dahinter liegende Altstadtbezirk mit tausenden kleinen Touristenläfen und noch mehr informellen Ständen auf der Straße, die so ziemlich alles verkauften. Wirklich alles: der sogenannte "Hexenmarkt" ist ein Teil dieser Stände, wo bestimmte Kräuter und konservierte Lamaembrios für Zeremonien verkauft werden. 

La Paz und El Alto ist spektakulär gelegen: Die Altiplano-Hochebene ist hier zunächst sehr flach, doch plötzlich bricht sie im Osten, kurz vor der Ostkordilliere, in einen 1000m tiefen, südwärts gerichteten Canyon ein. Bis zum Rand des Canyons ist auf westlicher Seite El Alto gelegen, der gesamte Norden des Canyons wird von La Paz eingenommen. Dementsprechend liegt die Stadt in einem eindrucksvoll tiefen, steilen und in südlicher Richtung geöffneten Kessel. Das sieht nicht nur von oben spektakulär aus. Wenn man im Zentrum steht türmen sich im Osten, Norden und Westen Häuser nach oben auf, was vor allem Nachts sehr eindrucksvoll aussieht. El Alto und La Paz haben zusammen fast drei Millionen Einwohner. Die Straßen sind sehr laut und voll, die Luftqualität oft äußerst schlecht.

Am nächsten Tag fuhren wir mit einer von drei Gondel-Linien auf den westlichen Rand des Canyons, wo sich El Alto anschließt. Zuvor besuchten wir den an der Mittelstation gelegenen Hauptfriedhof der Stadt. Die Menschen werden hier in mindestens sechs Stockwerke hohen "Sarghäusern" verscharrt, dicht an dicht, und es gibt hunderte dieser langen Häuser, alle gleich aussehend - sehr effizient zumindest. Von Rand von El Alto und damit vom Rand des Canyons aus hat man einen beeindruckenden Blick in letzteren hinein über das schier endlose Häusermeer. Auf der Ostseite türmen sich am Horizont einzelne schneebedeckte Sechstausender auf. Wir fuhren wieder mit der Gondel ins Zentrum (ein angenehmes und hier sehr sinnvolles Verkehrsmittel; es sind etwa 10 weitere Linien geplant!) und spazierten zu einem anderen Aussichtspunkt, genannt "Kili Kili", östlich des Zentrums. Die Aussicht von hier war sogar noch eindrucksvoller, da man sich immer noch im Kessel befand. Wenn man sich nicht gerade in ihr sondern über ihr befindet, ist La Paz irgendwie schön. 

Um noch etwas vom Umland, genauer von den Yungas mitzubekommen, traten wir am dritten Tag eine Mountainbiketour an. Sie führte von der östlich von La Paz gelegenen Ostkordilliere von 4500m Höhe aus ostwärts hinunter durch das schnell abfallende und immer üppiger bewachsene Bergland auf der berühmten "North Yungas Road" oder auch "Death Road" bis auf knapp über 1000m im tropischen westlichen Amazonasbecken. Die North Yungas Road wurde lange Zeit als gefährlichste Straße der Welt gefürchtet. Da sie die einzige Ost-West-Verbindungsstrecke in diesem Teil der Yungas war, wurde sie beidseitig von vielen PKW und LKW befahren - obwohl sie oft nur etwa vier Meter breit ist und die Böschung im Norden ohne Leitplanke fast senkrecht oft über 200m tief abfällt. Viele Menschen sind schon an ihr gestorben, woran einige Kreuze erinnern. Es gibt auch eine Top Gear-Folge darüber! Heute gibt es eine deutlich sichere und schnellere Umgehungsstraße und deshalb wird die "Death Road" fast ausschließlich von Mountainbikern und dessen Begleitfahrzeugen befahren. 

Am Anfang war die Strecke vergleichbar mit dem Abstieg eines Alpenpasses, eine spaßige Hochgebirgsabfahrt auf gut asphaltierter Straße. Im Begleitfahrzeug überbrückten wir ein kurzes ansteigendes Stück, bevor wir am Anfang der North Yungas Road ankamen. Die Straße ist natürlich unbefestigt und relativ rau. Mit den Mountainbikes war sie gut befahrbar, wenn auch sehr unbequem. Die Aussicht war grandios und es war wunderschön der Flora und Fauna dabei zuzusehen und zu fühlen, wie das Klima immer tropischer wurde. Am Anfang war es eher ein Nebelwald mit vielen Moosen, Flechten und Farnen. Später tauchten zunehmen Bananenbäume, Moskitos und tropische Vögel auf, es wurde ziemlich heiß in der Schutzkleidung. Am Schluss erreichten wir ein kleines, sehr authentisch tropisches Restaurant aus Bambus, mit Hängematten, einem schönen Fluss zum Baden, Affen in den Bäumen und Umgeben von Regenwald. Es gab ein üppiges Buffet zum Essen. Leider verweilten wir nur kurz hier unten, es war sehr entspannend, wunderschön und erinnerte mich stark an Südostasien. Doch wir mussten noch die ganze Strecke zurück (mit dem Bus auf der Umgehungsstraße natürlich), wieder hinauf nach La Paz. Der Trip war zwar viel zu kurz, hat sich aber absolut gelohnt. Spät am Abend machten wir noch schnell in einer gerade schließenden Agency ein Busticket nach Copacabana am Titicacasee aus. 

Der letzte Morgen brach an und ich freute ich mich sehr den Abgasen und der Lautstärke entrinnen zu können... 

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