Sonntag, 20. November 2016

8. Titicacasee 08.11.16 bis 11.11.16

Die Fahrt aus La Paz begann mit einer mindestens einstündigen Odysee durch bitterarme Vororte von El Alto. Fast keine Straße war asphaltiert und wenn es eine mal war, hörte dies nach wenigen hundert Metern wieder auf. Ähnlich ging es auch auf der Hauptstraße Richtung Westen weiter. Die miserable Fahrbahn machte die nur dreistündige Fahrt zum Titicacasee sehr anstrengend. Zumindest ist die Fahrbahn an sehr vielen Stellen im Renovierungsprozess. Wir überquerten einen Teil der Hochebene, auf dem relativ viel einfache Viehwirtschaft und Ackerbau betrieben wurde. Es gab aber auch sehr weite Flächen Brachland. Am südlichen Horizont ragten sanfte Hügelketten, am nördlichen Horizont die steilen Bergketten der Ostkordilliere auf. Der östliche Teil des Sees, der fast vollständig durch zwei Halbinseln abgetrennt ist, zeigte sich in einem schönen Azurblau. Zwischen den beiden Halbinseln liegt eine sehr schmale Seeenge, die der Bus auf einer kaum größeren Nussschale als Fähre überquerte. Die Insassen mussten in ein separates kleines Motorboot steigen. Auf der südlichen Halbinsel erreichten wir die touristische Ferien- und Hafenstadt Copacabana gegen Mittag. Am Seeufer reihen sich hier etliche Hotels und Restaurants. Nach einer Stunde Aufenthalt kamen wir auf das letzte Boot zur Isla del Sol. Die Fahrt auf die Insel dauerte zwei Stunden und lieferte einen guten Eindruck vom Titicacasee.

Der westliche Teil nimmt fast die gesamte Fläche des Sees ein. Insgesamt ist der Titicacasee mehr als 17 Mal so groß wie der Bodensee. Daher hat man stets das Gefühl, am Meer zu sein, solange man das Wasser nicht auf seinen Salzgehalt probiert. Auch die dunkelblaue Farbe des Wassers erinnert stark an jener eines Ozeans und zumindest in Längsrichtung ist es unmöglich, von einem zum anderen Ufer zu schauen. Die Hänge an den Ufern sind relativ kahl, wenn überhaupt mit trockenem Buschwerk und vereinzelnd mit mediterranen Bäumen bewachsen. Daher erinnert die Flaora stark an die südlicher Mittelmeerregionen, wie Südspanien oder Griechenland. An den Hängen fallen die vielen angelegten  Terassen auf, die als ebene Flächen sowohl Platz als auch ein Regenspeicher für die Landwirtschaft darstellen oder darstellten (viele der Terassen sahen uralt aus und schienen nicht mehr in Benutzung zu sein). Tagsüber ist es oft heiß, doch nachts sinken die Lufttemperaturen regelmäßig unter 15 Grad (der See ist immerhin noch 3800 m hoch und damit ünrigens das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Welt). Auch das Wasser ist unangenehm kalt, man kann es allerhöchstens für eine schnelle Abkühlung heranziehen. 

Wir erreichten das nördlichste der drei auf der Insel gelegenen Dörfer, Challapampa. Die Siedlung liegt wie Koh Phi Phi auf einer schmalen Landzunge zwischen zwei Buchten. An der schmalsten Stelle liegen die beiden Strände nur ungefähr 100m auseinander. Die meisten Häuser sind Hostels, daneben gibt es viele Restaurants und die Wohnhäuser der Betreiber. Wir checkten in das "Willka Kuti Hostel" ein, welches direkt am Strand gelegen ist. Das Abendessen nahmen wir mit einer bunt gemischten Gruppe von Backpackern am anderen Strand ein.

Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass alle anderen Hostels des Dorfes nur etwa ein fünftel kosten - während man das gleiche wie im "Willka Kuti" geboten bekommt. So wechselten wir sofort die Unterkunft, bevor wir uns auf den Weg zu einer auf der Nordspitze der Insel gelegenen Inkaruine machten. Anschließend wanderten wir auf dem Grat der "Bergkette" der Insel nach Süden zum Dorf "Yumani". Man bekam einen recht schönen Eindruck von der typischen, eher kahlen Landschaft und den Terassen sowie Ausdehnung uns Schönheit des umliegenden Sees. Von Yumani aus konnten wir eine (inoffizielle) Fährverbindung zurück nach Challapampa nehmen. Am Abend trafen wir am Strand auf einige meist argentinische Backpacker, die dort campierten. Mit ihnen hatten wir noch eine entspannte Jamsession am Lagerfeuer.

Der letzte Tag auf der Insel brach an und bevor das Motorboot uns zurück nach Copacabana brachte, erkundeten wir noch die Halbinsel, die sich an die Lanzunge Challapampas anschließt. Sie gab uns einen guten Eindruck über die Gestaltung der Landwirtschaft am Seeufer, insbesondere über die Verwendung der Terassen. In Copacabana angekommen verschlechterte sich das Wetter dramatisch. Da die Busfahrt nach Cusco in Peru lange dauert und ich diese Strecke bei Tageslicht bewundern wollte, verbrachten wir noch eine Nacht in einem Hostel am Hafen Copacabanas. An diesem Abend wurde das Fußballspiel Argentinien-Chile im angeschlossenen Restaurant übertragen - obwohl dort etwa 20 Argentinier das Spiel eifrig verfolgten gewann Chile 3:0. Die Fans nahmen es gelassen, auch weil sie genug Alkohol zum Frustsaufen bestellen konnten.

Nach drei Nächten am entspannten Titicacasee ging es am nächsten Morgen schließlich mit dem Bus über die nah gelegene Grenze nach Puno in Peru und von dort aus mit einem weitern Bus in die UNESCO-Welterbestadt Cusco...



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