Sonntag, 20. November 2016

11. Lima 19.11.16 bis 22.11.16

Um in die Hauptstadt Lima zu gelangen buchten wir keinen teuren Touristenbus von Paracas aus, sondern folgten dem Weg der Einheimischen: per Taxi ging es in die 10 km entfernte Stadt Pisco (genau so ist auch eine in Südamerika sehr populäre Spirituose benannt) und nach einem Mittagessen mit einem Public Bus, der zwar an jedem Pfosten hielt, aber dafür nur etwa 5€ kostete, weiter nach Lima. Die Fahrt war sehr anstrengend und dauerte mit 5 Stunden doppelt so lang, wie der Touristenbus. Es war schon sehr dunkel, als wir in einem südlichen Teil der Metropole mitten auf einer Autobahn den Bus verließen, um von dort aus ein Taxi nach Westen in den Stadtteil Barranco zu nehmen. Dort angekommen, checkten wir in das Homestay "Casita Libertad" ein. Am selben Abend schlenderten wir noch zum Hauptplatz Barrancos (nur zwei Blöcke vom Hostel entfernt) und durch seine belebten Seitengassen. Auf dem Platz gab es an diesem Wochenende einen Streetfoodmarkt, der teilweise hervorragende, aber auch meist ziemlich ungesunde Gerichte anbot. Vom Zentrum Barrancos führte eine kurze Treppe hinunter zum Pazifischen Ozean.

Der Tourismus in Lima hat sich stark auf die beiden südlichen Stadtteile Miraflores und Barranco konzentriert. Diese sind kaum mit dem Rest Limas zu vergleichen: die Einwohner sind viel wohlhabender, die Geschäfte stark verwestlicht. Im dichter besiedelten und zentraleren Miraflores es gibt viele internationale Fastfood-Ketten, Shopping-Malls und moderne Business-Gebäude. Barranco ist eher vorstädtisch, mit beschaulichen und gut gepflegten Parks, vielen urigen Kneipen im Jugendstil sowie stark gesicherten Einfamilienhäusern reicher Familien. Für Peru ist gerade das Boheme-Viertel Barranco die Adresse für die gebildetsten und reichsten Bürger des Landes. Es ist deutlich sicherer als der Rest der Metropole, abends geben einige Straßenkünstler ihr Bestes von sich und es gibt sehr viele Ausgehmöglichkeiten. Alles in allem erinnern diese Stadtteile mehr an Europa, als an das übrige, ärmere Peru. Dementsprechend muss man jedoch auch zum Beispiel in den Restaurants tiefer in die Tasche greifen. 
Auch unser Hostel passte gut in die Szenerie: mitten unter beschaulichen Einfamilienhäusern (alle umringt von Stacheldraht und Elektrozäunen) lag das moderne Homestay. Für erstaunlich wenig Geld (etwas mehr als 20€ für beide) gab es ein blitzblankes und ultramodernes Zimmer im mindestens 3-Sterne-Hotel-Stil als Teil einer familiären Wohnung mit riesiger, gut ausgestatteter Küche, welche die meisten Küchen zuhause klein und alt aussehen lässt... Auch das Bad war äußerst gut gepflegt und bot einen für Backpacker überdurchschnittlichen Luxus. All das erinnerte mich stark an den Couchsurfing-Aufenthalt damals in Bangkok.
Die restlichen Stadtteile Limas sind meist, wie erwartet, viel dreckiger, lauter und ärmer. Die Stadt platzt mit ihren inzwischen mehr als 10 Millionen Einwohnern (offiziell sind es nur 8 Millionen) aus allen Nähten. Sie hat nicht nur bekanntermaßen enorme Wasserprobleme (es ist die zweittrockenste Stadt der Welt nach Kairo), die Verkehrsprobleme scheinen alles zu übertreffen: in dieser Stadt, fast so groß wie London, besteht der gesamte öffentliche Nahverkehr fast ausschließlich aus Bussen! Es gibt zwar eine Buslinie (sie nennt sich hochtrabend "Metropolitano"), welche auf einer exklusiven Fahrspur fahren darf. Doch da sie die Stadt von Süd nach Nord durchfährt und damit die wichtigste Verkehrsader darstellt, ist sie zu fast jeder Zeit, natürlich insbesondere während des Berufsverkehrs, hoffnungslos überfüllt. Um sich gegen 7 Uhr abends in einen Bus quetschen zu können, muss man sich mindestens eine Stunde am Bussteig anstellen...

Am nächsten Tag wanderten wir von unserem Hostel aus über den Hauptplatz Barrancos, dann am Rand der hundert Meter hohen Kante zwischen Meer und der ersten Häuserreihe (alles Luxusappartments in Hochäusern) entlang nach Miraflores. Vorbei an zunächst weiteren Luxusappartments, Luxushotels und schließlich Shopping-Malls ging es bis zum Hauptplatz von Miraflores. Der Weg wurde erschwert durch einige polizeilich abgesperrte Viertel. In Lima war nämlich an exakt diesem Wochenende das große APEC-Gipfeltreffen (Treffen der Regierungschefs von Pazifikanrainerstaaten, u.a. mit US Präsident Barrack Obama, Russlands Präsident Vladimir Putin und Chinas Präsident, ich weiß nicht, wie der heißt, sowie Vorstände großer Unternehmen, u.a. mit Facebook-Gründer Marc Zuckerberg) und das ein oder andere Hotel in Miraflores schien als Herberge der VIPs zu dienen. Es fuhren auch US-Deligiertenfahrzeuge durch die Straßen. Im Zentrum von Miraflores besuchten wir noch eine kostenlose Ausstellung über zeitgenössische, experimentelle Videokunst, die ich sehr schön und inspirierend (teilweise auch erfrischend verstörend) fand. Zurück nach Barranco nahmen wir dann bei Anbruch der Dunkelheit ein Taxi.

Um endlich etwas von der eigentlichen Innenstadt Limas zu sehen, schlossen wir uns einer Free Tour an (auf Spendenbasis; das gleiche haben wir in Buenos Aires auch schon gemacht). Wir waren die einzigen beiden Touristen, die von einem der Guides vom Hauptplatz Barrancos abgeholt wurden, der Rest kam aus dem mit viel mehr Touristen bevölkerten Miraflores. Mit dem zuvor bereits erwähnten "Metropolitano"-Bus ging es ins innere Zentrum. Leider musste die Gruppe, inklusive der überraschten Guides, feststellen, dass der Zentrale Hauptplatz der Stadt mit dem Präsidentenpalast und der Kathedrale gesperrt war. Grund war immer noch indirekt das eigentlich schon an vorherigen Tag beendete APEC-Gipfeltreffen, da anlässlich dieses der Chinesische Präsident einen Termin mit dem Präsidenten und Parlament hatte. So improvisierte der Führer eine kleinere Tour um jenen Platz herum. Die beiden genannten Hauptsehenswürdigkeiten des Platzes waren immerhin vom weiten zu sehen. Wir besuchten zunächst eine Kirche, dann den für die Stadt lebenswichtigen Fluss Rimac (oder das dreckige Rinnsal, was davon noch übrig war, nachdem die Stadt fast sein gesamtes Wasser genutzt hatte). Die Tour endete schon früh an einem Kloster. Anschließend besuchten wir dieses noch. Es ist vor allem wegen seiner Katakomben interessant, - ein Kellersystem, in dem zehntausende Gebeine, vornehmlich Oberschenkel- und Oberarmknochen sowie Schädel in Gruben herumlagen. Die Menschen der Stadt hatten sich zu einer Zeit, in der es noch keine Friedhöfe gab, unter den Kirchen verscharren lassen. Nach diesem kleinen Ausflug aß ich erstaunlicherweise in einem äußerst günstigen, vegetarischen Restaurant für Einheimische! Danach besuchten wir noch das Parlamentsgebäude (vor diesem konnte man gerade die chinesische Delegation und eine Militärparade beobachten), den Hauptmarkt, China Town und schließlich, schon bei Dunkelheit, den Plaza San Martin. Hier wurden wir, wie auch schon zuvor in Miraflores, von peruanischen Studentinnen für ihren Englischunterricht auf Englisch interviewt - sehr leichte Fragen mit teilweise nicht so leichten Antworten. Mit dem "Metropolitano"-Bus fuhren wir schließlich eingequetscht unter Pendlern nach einer Stunde Anstehen zurück nach Barranco. 

Schon um sechs Uhr morgens ging es schließlich mit dem Taxi zum ziemlich weit entfernten internationalen Flughafen im Nordwesten der Stadt. Dessen Terminal ist für die Größe und Relevanz der Metropole lächerlich klein (etwa so groß wie nur ein Terminal von insgesamt vier in Stuttgart). 

Hier waren wir nun nach etwa 6 Wochen am Ziel unserer Südamerika-Durchquerung. Von Buenos Aires am Atlantik ging es durch vier Länder - das nördliche Argentinien und Chile sowie das westliche Bolivien und Peru - bis in diese Küstenstadt des Pazifiks. Wir kamen durch den Regenwald und die Pampa, lange über die Wüsten und Steppen der Anden-Hochebene, vorbei an Seen, Salzebenen, Sechstausendern und Vulkanen sowie an einigen der wichtigsten Kulturerbe der Menschheit. Alles in allem war es zwar nicht immer leicht, vor allem mit der Kommunikation auf Spanisch und dem vegetarischen Essen. Doch die atemberaubenden und extrem interessanten Landschaften und Kulturen dieser Länder werde ich niemals vergessen.

Noch ist unsere Reise nicht fertig. Nachdem wir unsere letzten Soles für Essen ausgegeben hatten, ging es in das Flugzeug nach San José in Costa Rica - für mich ein schöner, zweiwöchiger Zwischenstopp in den Tropen und an pazifischen und karibischen Stränden, bevor es weiter über den Pazifik für 6 Wochen nach Asien geht....

10. Paracas 17.11.16 bis 19.11.16

Die Hochebene Perus ist im Gegensatz zu der restlichen Altiplano von Canyons zerfurcht. Sie entwässern das Gebiet sowohl ostwärts in das Amazonasbecken (der Amazonas selbst hat seine Ursprünge hier) als auch westwärts in den Pazifik. Die verzweigten Schluchten sind sehr lang und tief, während die Bäche an dessen Talgrund durch die Trockenheit der Region kaum mehr als Rinnsale darstellen. Die Busfahrt von Cusco nach Westen war daher zunächst sehr spektakulär. Leider waren wir noch nicht einmal aus dem ersten Canyon wieder draußen, als es schon stockfinster wurde. Das zerfurchte Land bedeutet auch, dass es vermutlich im gesamten hohen Westen Perus (abgesehen von der an der Küste entlang führenden Panamericana) keine gerade Straße gibt, oft nicht einmal für einen Kilometer. Ich habe noch nie eine Straße erlebt, auf der man 15 Stunden lang permanent Serpentinen fährt. Die ganze Nacht nur eine Serpentine nach der anderen. Der Straßenverlauf führte auch meistens nicht längs durch einen Canyon, sondern senkrecht dazu. Kaum war man aus einem Canyon draußen, ging es bereits wieder hinunter in den nächsten. Aus diesem Grund wurden bereits zu Beginn der Fahrt Kotztüten verteilt. Wir haben die Kurvenfahrt ganz gut überstanden, doch zwei Touristen hinter uns hat es in der Nacht oft auf die Toilette getrieben... 
Am frühen Morgen führte die Straße endlich von der Hochebene hinunter zur Küste. Nach über drei Wochen waren wir somit wieder auf für uns gewöhnlichen Höhen unterwegs. Das Land hier ist außerordentlich trocken. In der hyperariden Küstenwüste Perus, die durch den kalten Humboltstrom vor der Küste zustande kommt, wächst abgesehen von ein paar Flussoasen kein Strauch. Vielerorts fährt man durch eine reine Sandwüste. Am Ufer dieser Wüste, direkt an der Paracas-Halbinsel, liegt die Touristenstadt Paracas. Das Dorf besteht aus ein paar Häuserreihen. Die ersten drei Reihen vom Ufer aus sind ausschließlich Hotels, Restaurants, Hostels und Agencies. Dahinter stehen die Häuser der Bewohner - Slums, aus Brettern und Wellblechen oft selbst zusammengezimmert. 

Wir checkten ins Hostel "Icthus" ein und buchten für den Nächsten Tag eine Bootstour zu den Ballestas-Inseln sowie eine Bustour zur Paracas-Halbinsel. Anschließend machten wir uns gleich auf zum Strand. Als wir den Pazifik erreichten, war unsere Südamerika-Durchquerung offiziell komplett, wir waren ja in Buenos Aires am Atlantik gestartet (wenn man den äußeren Teil des Rio de la Plata schon zum Meer zählt). Das Meer vor Paracas war leider relativ dreckig, es schwammen Müll und Pflanzenreste herum und der Geruch des Wassers war auch nicht angenehm. Nichtsdestotrotz war es erstaunlich warm (dafür, dass es hier den kalten Humboltstrom gibt) und wir konnten zum ersten Mal einige Pelikane beobachten, die bis zum Strand vorkamen und hin und wieder in abenteuerlichen Flugmanövern nach Fischen tauchten. Die Uferpromedade von Paracas is gesäumt mit Restaurants zweiter (Plastikstühle und -tische) und erster Klasse sowie Souveniershops. Die Speisekarten bieten fast ausschließlich Fisch- und Meeresfrüchtegerichte an. 

Am nächsten Morgen ging es zunächst auf die Bootstour zu den Ballestas-Inseln. Da dies die Hauptattraktion ist, kann man bei dieser Tour mit hunderten weiteren Touristen rechnen. Zunächst steht man in der Eintrittskartenschlange für den Nationalpark, anschließend in der Schlange für die Speedboote. Auf jedem Boot nahmen etwa 40 Personen ihren Platz ein (alle paar Minuten verlässt ein Boot den Pier; die Boote fahren alle die selbe Route in Reih und Glied ab). Die gesamte Tour dauert weniger als eine Stunde. Die Stops sind auf jeweils weniger als drei Minuten begrenzt, um möglichst viele Touristen abzufertigen. Obwohl man dadurch nur einen kurzen Eindruck bekommt, sahen wir so als erstes die Geoglyphe von Paracas, die von ungeklärten Menschen vor ungeklärter Zeit in den Sand der Halbinsel gegraben wurde (sieht aus wie ein Kerzenständer) und anschließend natürlich die Fauna der Ballestas Inseln. Darunter waren Pelikane, Bsehr viele Blaufußtölpel, Südamerikanische Seelöwen, die sich auf den Felsen sonnten und (was mich am meisten interessiert) eine kleine Kolonie von etwa 20 Humboltpinguinen. Die Inseln sind tatsächlich kaum mehr als Felsen, maximal von 100 m Durchmesser und fast vollständig mit Guano (Seevögelexkremente) bedeckt. Dementsprechend hat es auch schon vom Weiten sehr streng gerochen. Auf einem der Felsen wurde eine Station für Biologen errichtet, die an den Seevögeln forschen. Trotz der Ausschlachtung dieses Naturjuvels durch den Tourismus war die Beobachtung der Tiere und ihres Lebensraums die Fahrt absolut wert.
Nach einer Stunde Pause ging es schon auf die zweite Tour: mit dem Bus zur Paracas-Halbinsel, geführt von einem holländischen Aussteiger. Die Halbinsel ist Teil eines Nationalparks und kaum mit Straßen erschlossen. Man gelangt daher nur bis zu ihrem Schaft. Der erste Stop war ein Denkmal eines argentinischen "Befreiers Südamerikas", also irgendeines Unabhängigkeitskämpfers, danach folgte das Besucherzentrum des Nationalparks, an dem ein Museum für die Völkerkunde der Region angeschlossen war. Das Besucherzentrum war recht modern und interessant, es zeigte die Geologie und Fauna der Wüstenregion auf. Als nächstes fuhren wir an die Südküste zu einer ehemeligen berühmten Felsformation ("die Kathedrale"), ein Steinbogen, der jedoch nicht mehr zu sehen war, da ein Erdbeben ihn einstürzen ließ. Darauf folgte ein Hügel, der eine schöne Aussicht über die Küstenwüste und Halbinsel bot. Das Panorama war atemberaubend: die Sandwüste ist absolut rein, frei von jeder Flora und bricht apprupt am Meeresufer etwa 10-20 m senkrecht ab, worauf ein kurzer Strand folgt. Die Topografie ist schön hügelig, aber bis auf die Kante am Meer nicht schroff. Bevor es zu einem Strand mit einigen teuren Fischrestaurants ging, an dem ich auch endlich mal ein Bad nehmen und nebenbei ein paar Pelikane beobachten konnte, besuchten wir noch einen roten Strandanschnitt. Auch diese Tour war ausgetreten und wie eine Rentner-Pauschalreise, doch sie bietete die billigste (nur 5€!) und einfachste Möglichkeit, einen Eindruck von diesem Nationalpark zu erhalten. Am letzten Abend hatten wir noch ein üppiges Fischgericht in einem der günstigeren Restaurants von Paracas, bevor es am nächsten Tag in die Haupt- und Multimillionenstadt Lima ging...

9. Cusco und Machu Picchu 11.11.16 bis 16.11.16

Die Busse von Copacabana in Bolivien nach Cusco in Peru buchten wir bereits als Paket in Copacabana. In Puno angekommen stellten wir fest, dass wir sowohl doppelt so viel für den zweiten Bus bezahlt hatten als auch nicht die uns versprochenen Plätze in der ersten Reihe im oberen Stockwerk des Busses bekamen. Die Enttäuschung darüber wurde jedoch schon sehr bald durch die Schönheit der Landschaft gelindert: nach eher urbanen Umgebungen kamen wir in einen trockenen Teil der Hochebene, der von vielen Bergketten gesäumt war. Es erinnerte stark an die Landschaft südlich der Uyuni-Salzebene, abgesehen von den Vulkanen. Als wir über einen Pass kamen, gelangten wir in die Provinz Cusco. Sogleich änderte sich klimatisch bedingt die Flora dramatisch: es wurde etwas feuchter und grüner und nahm die Erscheinung mediterraner Berggegenden an. Sogar Wälder waren immer öfter zu sehen. Im Dunkeln kamen wir nach über 10 Stunden im Busbahnhof Cuscos an. Zusammen mit zwei Italienern, die wir im Bus kennen lernten, erreichten wir per Taxi die Altstadt und checkten in das gleiche Hostel ein. Die Straße vor dem Hostel (Nuevo Alto) war komplett aufgerissen, da dort gerade neue Leitungen verlegt wurden.

Bevor wir die Stadt zu Fuß erkundeten, wechselten wir noch in ein drei Häuser weiter gelegenes Hostel, wo wir ein geräumiges Dachgeschosszimmer erhielten. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind alle vom rieseigen Hauptplatz "Plaza de Armas" aus zu erreichen. Um diesen zieht sich ein Säulengang, es gibt eine Kathedrale und drei weitere Kirchen (alle kosten Eintritt). Nahezu alle Gebäude der Altstadt sind alt oder zumindest restauriert und in einem typisch peruanischen Kolonialbaustil errichtet. Nachdem nämlich Cusco die Hauptstadt der Inkas war, wurde sie die Hauptstadt der spanischen Kolonie. Neben den vielen Kirchen und architektonischen Details fällt eine Christusstatue auf, die ähnlich jener in Rio de Janiero die ganze Stadt überblickt. Auch die riesige Markthalle ist eindrucksvoll, hier gibt es nicht nur etliche Stände mit billigem Essen und alles, was man zum Kochen gebrauchen kann, sondern auch unzählige Souvenierstände. Am selben Tag buchten wir auch für die nächsten zwei Tage für etwa 70€ eine Bustour zu der Machu Picchu-Region.

Was Machu Picchu ist, muss hier wohl nicht erwähnt werden. Das Weltwunder zieht jeden Tag viele Tausend Touristen an und lässt damit alle anderen Regionen Perus, vielleicht sogar Südamerikas touristisch unwichtig aussehen. Interessanter ist, wie man es schafft, billig dahin zu gelangen. Der Startpunkt jeder Machu Picchu-Besichtigung (wenn man nicht einen Trail, wie den Inka-Trail dahin wandert) ist das extra dafür errichtete Dorf "Aguas Calientes" am Fuß des Bergrückens, auf dem die Inka-Stadt errichtet wurde. Es ist zwar nur knapp 100 km von Cusco entfernt, doch durch seine Lage in einer engen Schlucht nur schwer zu erreichen. Der Knackpunkt ist, dass kein Straße dahin führt, nicht einmal eine Offroad-Piste. Der Bach "Urubamba", der vom Heiligen Tal aus durch die Schlucht fließt, ist auch nicht einmal mit Kanus zu passiern. Da jedoch eine unfassbar große touristische Nachfrage besteht, wurde eine Zugstecke von Cusco nach Aguas Calientes eingerichtet - ein komfortabler, jedoch durch die Monopolstellung astronomisch teurer Weg dorthin zu gelangen. Für die Fahrt zahlt man etwa 100€ oder oftmals noch mehr - pro Strecke! Die wahrscheinlich einzige günstige Alternative, die auch so gut wie jeder Backpacker wahrnimmt, ist es, mit einem Bus zu dem Punkt zu fahren, der am nächsten an Aguas Calientes liegt und immer noch mit einer Straße erreichbar ist - ein Wasserkraftwerk etwas flussabwärts von Machu Piccu, ein paar Kilometer hinter Santa Teresa. Dazu muss der Buss fünf Stunden lang einen relativ großen Umweg durch ein Paralleltal fahren. Zurück geht es wieder vom Wasserkraftwerk aus. Der letzte Weg nach Aguas Calientes und zurück (11 km) muss zu Fuß bestritten werden. Da der Zug von Cusco nicht nur bis nach Aguas Calientes sondern weiter bis zu dem Wasserkraftwerk fährt, wandert man prinzipiell durchgängig auf (bzw. direkt neben) den Gleisen. Ein schöner Nebeneffekt dieser Route liegt darin, dass man einen guten Eindruck von der wunderschönen Landschaft um Machu Picchu erhält, denn der Weg führt am Fluss entlang durch das Urubambatal, einmal 180 Grad um den Bergrücken Macchu Picchus herum. 

Wir nahmen genau diese Route mit einer Übernachtung in Aguas Calientes. Das Weltkulturerbe bestiegen wir am frühen Morgen (ab 5 Uhr) des nächsten Tages, gegen Mittag (nach 4-5 Stunden Aufenthalt in der Inkastadt) waren wir schon wieder im Tal und um 14 Uhr am Wasserkraftwerk. Von dort brachte uns ein Bus wieder nach Cusco, wo wir nach 5 Stunden Fahrt abends ankamen. Leider wurde ich schon am Vortag der Tour krank, ich hatte sowohl eine Magenverstimmung als auch eine Erkältung. Das erschwerte zunächst das Laufen durch das Urubambatal, vor allem den Rückweg. Um mich zu schonen lief ich nicht nach Machu Picchu hoch, sonder nahm den Bus. Nach unten konnte ich nach der Besichtigung jedoch wandern.

Klar, Machu Picchu ist ein archäologische Sensation, gewaltig groß und wunderbar erhalten. Doch es bedeutet auch der härteste und erbarmungsloseste Kampftourismus, den ich je erlebt habe. Und ich war schon in Borobudur, Prambanan, Angkor Wat und bei den Pyramiden von Gizeh... Da ich durch meinen Gesundheitszustand den Bus zur Welterbestätte nehmen musste, erfuhr ich das schon am frühen Morgen: die Schlange für die Busse war schon um 5:30 Uhr etwa ein Kilometer lang. Um 6, als der erste Bus fuhr, musste sie mehrmals durch die Stadt gegangen sein, ich habe das Ende jedenfalls schon lange nicht mehr gesehen. So wartete ich dort eineinhalb Stunden auf den Bus. Oben angekommen, für die vereinbarte Führung bereits eine Stunde zu spät, musste man sich eine weitere halbe Stunde in die Eingangsschlange stellen. Innen kämpft man sich durch Heerscharen von Pauschaltouristen mit Selfie-Sticks, die letzteren auch alle 10 Sekunden an jeder erdenklichen Stelle benutzen müssen. Aufgrund meiner Magenverstimmung konnte ich es mir leider nicht verkneifen, die Toilette zu besuchen, was mich eine ganze Stunde kostete: das einzige Klo befindet sich am Eingang - außen - und das Männerklo war in Reparatur. Aus beiden Gründen stand ich eine halbe Stunde in der Toilettenschlange und anschließend erneut eine halbe Stunde in der Eingangsschlange, da ich ja das Gelände verlassen musste. 
Nichtsdestotrotz war das Panorama atemberaubend, vor allem die Landschaft. Die Schlucht und Berge liegen auf etwa 1500 bis 2500 m Höhe und damit in den "Yungas" Perus, also in der Zone, in der das tropische Amazonasbecken beginnt. Das Klima ist damit eine willkommene Abwechslung zur Hochebene und die Flora und Fauna ist wunderschön. Am spektakulärsten ist jedoch die Topografie der tiefgrünen Berge: die Schlucht des Urubamba führt einmal um die Inkastadt herum und generiert so unfassbar steile und zerklüftete Hänge, vergleichbar mit sehr hohen Karstfelsen. Alles in allem wie gesagt ein wunderbares Panorama, dass man sich nunmal mit vielen Menschen teilen muss.

Wir blieben nach Macchu Pichu noch zwei weitere Nächte im selben Hostel in Cusco (so konnten wir auch das Gepäck aufbewaren und unsere Wäsche waschen lassen, während wir unterwegs waren). Am vorletzten Tag buchten wir das Busticket nach Paracas an der Pazifikküste und besuchten die Christus-Statue für eine wunderbare Aussicht über die Stadt. Da sich mein Gesundheitszustand weiter verschlechtert hat, habe ich nichts weiteres an diesem Tag unternehmen können. 

Am letzten Tag besuchten wir noch das Inka Museum, ein Sammlung zahlreicher Inka-Relikte, wie Töpfe, Waffen und Kleidung, bis hin zu Mumien. Anschließend nahmen wir den Nachtbus (Cama-Klasse) richtung Lima. Unser Ziel wurde jedoch schon drei Stunden vor Lima erreicht: Paracas an der Pazifikküste, interessant vor allem wegen den Ballestas-Inseln.

8. Titicacasee 08.11.16 bis 11.11.16

Die Fahrt aus La Paz begann mit einer mindestens einstündigen Odysee durch bitterarme Vororte von El Alto. Fast keine Straße war asphaltiert und wenn es eine mal war, hörte dies nach wenigen hundert Metern wieder auf. Ähnlich ging es auch auf der Hauptstraße Richtung Westen weiter. Die miserable Fahrbahn machte die nur dreistündige Fahrt zum Titicacasee sehr anstrengend. Zumindest ist die Fahrbahn an sehr vielen Stellen im Renovierungsprozess. Wir überquerten einen Teil der Hochebene, auf dem relativ viel einfache Viehwirtschaft und Ackerbau betrieben wurde. Es gab aber auch sehr weite Flächen Brachland. Am südlichen Horizont ragten sanfte Hügelketten, am nördlichen Horizont die steilen Bergketten der Ostkordilliere auf. Der östliche Teil des Sees, der fast vollständig durch zwei Halbinseln abgetrennt ist, zeigte sich in einem schönen Azurblau. Zwischen den beiden Halbinseln liegt eine sehr schmale Seeenge, die der Bus auf einer kaum größeren Nussschale als Fähre überquerte. Die Insassen mussten in ein separates kleines Motorboot steigen. Auf der südlichen Halbinsel erreichten wir die touristische Ferien- und Hafenstadt Copacabana gegen Mittag. Am Seeufer reihen sich hier etliche Hotels und Restaurants. Nach einer Stunde Aufenthalt kamen wir auf das letzte Boot zur Isla del Sol. Die Fahrt auf die Insel dauerte zwei Stunden und lieferte einen guten Eindruck vom Titicacasee.

Der westliche Teil nimmt fast die gesamte Fläche des Sees ein. Insgesamt ist der Titicacasee mehr als 17 Mal so groß wie der Bodensee. Daher hat man stets das Gefühl, am Meer zu sein, solange man das Wasser nicht auf seinen Salzgehalt probiert. Auch die dunkelblaue Farbe des Wassers erinnert stark an jener eines Ozeans und zumindest in Längsrichtung ist es unmöglich, von einem zum anderen Ufer zu schauen. Die Hänge an den Ufern sind relativ kahl, wenn überhaupt mit trockenem Buschwerk und vereinzelnd mit mediterranen Bäumen bewachsen. Daher erinnert die Flaora stark an die südlicher Mittelmeerregionen, wie Südspanien oder Griechenland. An den Hängen fallen die vielen angelegten  Terassen auf, die als ebene Flächen sowohl Platz als auch ein Regenspeicher für die Landwirtschaft darstellen oder darstellten (viele der Terassen sahen uralt aus und schienen nicht mehr in Benutzung zu sein). Tagsüber ist es oft heiß, doch nachts sinken die Lufttemperaturen regelmäßig unter 15 Grad (der See ist immerhin noch 3800 m hoch und damit ünrigens das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Welt). Auch das Wasser ist unangenehm kalt, man kann es allerhöchstens für eine schnelle Abkühlung heranziehen. 

Wir erreichten das nördlichste der drei auf der Insel gelegenen Dörfer, Challapampa. Die Siedlung liegt wie Koh Phi Phi auf einer schmalen Landzunge zwischen zwei Buchten. An der schmalsten Stelle liegen die beiden Strände nur ungefähr 100m auseinander. Die meisten Häuser sind Hostels, daneben gibt es viele Restaurants und die Wohnhäuser der Betreiber. Wir checkten in das "Willka Kuti Hostel" ein, welches direkt am Strand gelegen ist. Das Abendessen nahmen wir mit einer bunt gemischten Gruppe von Backpackern am anderen Strand ein.

Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass alle anderen Hostels des Dorfes nur etwa ein fünftel kosten - während man das gleiche wie im "Willka Kuti" geboten bekommt. So wechselten wir sofort die Unterkunft, bevor wir uns auf den Weg zu einer auf der Nordspitze der Insel gelegenen Inkaruine machten. Anschließend wanderten wir auf dem Grat der "Bergkette" der Insel nach Süden zum Dorf "Yumani". Man bekam einen recht schönen Eindruck von der typischen, eher kahlen Landschaft und den Terassen sowie Ausdehnung uns Schönheit des umliegenden Sees. Von Yumani aus konnten wir eine (inoffizielle) Fährverbindung zurück nach Challapampa nehmen. Am Abend trafen wir am Strand auf einige meist argentinische Backpacker, die dort campierten. Mit ihnen hatten wir noch eine entspannte Jamsession am Lagerfeuer.

Der letzte Tag auf der Insel brach an und bevor das Motorboot uns zurück nach Copacabana brachte, erkundeten wir noch die Halbinsel, die sich an die Lanzunge Challapampas anschließt. Sie gab uns einen guten Eindruck über die Gestaltung der Landwirtschaft am Seeufer, insbesondere über die Verwendung der Terassen. In Copacabana angekommen verschlechterte sich das Wetter dramatisch. Da die Busfahrt nach Cusco in Peru lange dauert und ich diese Strecke bei Tageslicht bewundern wollte, verbrachten wir noch eine Nacht in einem Hostel am Hafen Copacabanas. An diesem Abend wurde das Fußballspiel Argentinien-Chile im angeschlossenen Restaurant übertragen - obwohl dort etwa 20 Argentinier das Spiel eifrig verfolgten gewann Chile 3:0. Die Fans nahmen es gelassen, auch weil sie genug Alkohol zum Frustsaufen bestellen konnten.

Nach drei Nächten am entspannten Titicacasee ging es am nächsten Morgen schließlich mit dem Bus über die nah gelegene Grenze nach Puno in Peru und von dort aus mit einem weitern Bus in die UNESCO-Welterbestadt Cusco...



Sonntag, 6. November 2016

7. La Paz 05.11.16 bis 08.11.16

Wir kamen schon früh morgens in der höchsten Quasi-Hauptstadt der Welt an (der Regierungssitz des Landes ist hier und die Agglomeration mit El Alto ist die größte des Landes) und ich fühlte mich schon deutlich besser. Zum Glück durften wir schon jetzt im Hotel "Avenida" einchecken, wo wir weiterschlafen konnten. Gegen Mittag liefen wir durch die Innenstadt und klapperten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab: den Regierungsbezirk, ein ziemlich kleiner Platz mit vielen Tauben, an dem nicht nur das Parlamentsgebäude (an dem nur die Fassade an ein solches erinnerte) sondern auch vollkommen heruntergekommene und verlassene Häuser zu sehen waren, die Iglesia San Franzisko am "Times Square" der Stadt und der dahinter liegende Altstadtbezirk mit tausenden kleinen Touristenläfen und noch mehr informellen Ständen auf der Straße, die so ziemlich alles verkauften. Wirklich alles: der sogenannte "Hexenmarkt" ist ein Teil dieser Stände, wo bestimmte Kräuter und konservierte Lamaembrios für Zeremonien verkauft werden. 

La Paz und El Alto ist spektakulär gelegen: Die Altiplano-Hochebene ist hier zunächst sehr flach, doch plötzlich bricht sie im Osten, kurz vor der Ostkordilliere, in einen 1000m tiefen, südwärts gerichteten Canyon ein. Bis zum Rand des Canyons ist auf westlicher Seite El Alto gelegen, der gesamte Norden des Canyons wird von La Paz eingenommen. Dementsprechend liegt die Stadt in einem eindrucksvoll tiefen, steilen und in südlicher Richtung geöffneten Kessel. Das sieht nicht nur von oben spektakulär aus. Wenn man im Zentrum steht türmen sich im Osten, Norden und Westen Häuser nach oben auf, was vor allem Nachts sehr eindrucksvoll aussieht. El Alto und La Paz haben zusammen fast drei Millionen Einwohner. Die Straßen sind sehr laut und voll, die Luftqualität oft äußerst schlecht.

Am nächsten Tag fuhren wir mit einer von drei Gondel-Linien auf den westlichen Rand des Canyons, wo sich El Alto anschließt. Zuvor besuchten wir den an der Mittelstation gelegenen Hauptfriedhof der Stadt. Die Menschen werden hier in mindestens sechs Stockwerke hohen "Sarghäusern" verscharrt, dicht an dicht, und es gibt hunderte dieser langen Häuser, alle gleich aussehend - sehr effizient zumindest. Von Rand von El Alto und damit vom Rand des Canyons aus hat man einen beeindruckenden Blick in letzteren hinein über das schier endlose Häusermeer. Auf der Ostseite türmen sich am Horizont einzelne schneebedeckte Sechstausender auf. Wir fuhren wieder mit der Gondel ins Zentrum (ein angenehmes und hier sehr sinnvolles Verkehrsmittel; es sind etwa 10 weitere Linien geplant!) und spazierten zu einem anderen Aussichtspunkt, genannt "Kili Kili", östlich des Zentrums. Die Aussicht von hier war sogar noch eindrucksvoller, da man sich immer noch im Kessel befand. Wenn man sich nicht gerade in ihr sondern über ihr befindet, ist La Paz irgendwie schön. 

Um noch etwas vom Umland, genauer von den Yungas mitzubekommen, traten wir am dritten Tag eine Mountainbiketour an. Sie führte von der östlich von La Paz gelegenen Ostkordilliere von 4500m Höhe aus ostwärts hinunter durch das schnell abfallende und immer üppiger bewachsene Bergland auf der berühmten "North Yungas Road" oder auch "Death Road" bis auf knapp über 1000m im tropischen westlichen Amazonasbecken. Die North Yungas Road wurde lange Zeit als gefährlichste Straße der Welt gefürchtet. Da sie die einzige Ost-West-Verbindungsstrecke in diesem Teil der Yungas war, wurde sie beidseitig von vielen PKW und LKW befahren - obwohl sie oft nur etwa vier Meter breit ist und die Böschung im Norden ohne Leitplanke fast senkrecht oft über 200m tief abfällt. Viele Menschen sind schon an ihr gestorben, woran einige Kreuze erinnern. Es gibt auch eine Top Gear-Folge darüber! Heute gibt es eine deutlich sichere und schnellere Umgehungsstraße und deshalb wird die "Death Road" fast ausschließlich von Mountainbikern und dessen Begleitfahrzeugen befahren. 

Am Anfang war die Strecke vergleichbar mit dem Abstieg eines Alpenpasses, eine spaßige Hochgebirgsabfahrt auf gut asphaltierter Straße. Im Begleitfahrzeug überbrückten wir ein kurzes ansteigendes Stück, bevor wir am Anfang der North Yungas Road ankamen. Die Straße ist natürlich unbefestigt und relativ rau. Mit den Mountainbikes war sie gut befahrbar, wenn auch sehr unbequem. Die Aussicht war grandios und es war wunderschön der Flora und Fauna dabei zuzusehen und zu fühlen, wie das Klima immer tropischer wurde. Am Anfang war es eher ein Nebelwald mit vielen Moosen, Flechten und Farnen. Später tauchten zunehmen Bananenbäume, Moskitos und tropische Vögel auf, es wurde ziemlich heiß in der Schutzkleidung. Am Schluss erreichten wir ein kleines, sehr authentisch tropisches Restaurant aus Bambus, mit Hängematten, einem schönen Fluss zum Baden, Affen in den Bäumen und Umgeben von Regenwald. Es gab ein üppiges Buffet zum Essen. Leider verweilten wir nur kurz hier unten, es war sehr entspannend, wunderschön und erinnerte mich stark an Südostasien. Doch wir mussten noch die ganze Strecke zurück (mit dem Bus auf der Umgehungsstraße natürlich), wieder hinauf nach La Paz. Der Trip war zwar viel zu kurz, hat sich aber absolut gelohnt. Spät am Abend machten wir noch schnell in einer gerade schließenden Agency ein Busticket nach Copacabana am Titicacasee aus. 

Der letzte Morgen brach an und ich freute ich mich sehr den Abgasen und der Lautstärke entrinnen zu können... 

6. Uyuni 02.11.16 bis 04.11.16

Zurück von der Tour durch die Wüste checkten wir in das Hotel "Residential La Cabaña" ein. Nachdem die angestaute Wäsche bei der Lavanderia ein Block weiter abgegeben war und wir neues Geld abgehoben hatten, gab es noch etwas Zeit, die Stadt zusammen mit den zwei Polen, die wir auf der Tour kennenlernten, anzuschauen. Am Abend aßen wir in einem sehr authentischen, einfachen Schuppen für Einheimische, zum ersten Mal für ein südostasiatisches Preisniveau.

Uyuni war als erste bolivianische Stadt unser erster Eindruck eines deutliche ärmeren Landes auf dieser Reise. Vor allem wenn man ankommt fällt einem auf, dass nur wenige Straßen asphaltiert sind und in den Randbereichen so gut wie gar keine Häuser verputzt oder mit einem gescheiten statt Wellblechdach versehen sind. Es gibt sehr viele streunende Hunde und Müll auf den Straßen. Im innersten Zentrum Uyunis sieht es etwas anders aus: es gibt eine einzige Fußgängerzone, die wie eine Fassade nur für die Touristen, die diese Stadt heutzutage ernähren, aufgebaut wurde, mit Hostels und Restaurants, die westliches Essen anbieten (um ein vielfaches teurer als in jeder beliebigen anderen Straße). Unser Hotel lag ein Block von dieser Straße entfernt. Da die Stadt vor einiger Zeit ein wichtiger Standort zur Lokomotivenproduktion war, waren an einigen Stellen entlang der Hauptstraße Eisenbahnrelikte wie Denkmäler platziert. Es gibt auch eine sehr chillig, wenn auch westlich, eingerichtete und mit sehr guter Classic-Rock-Musik beschallte Bar, genannt "Exteme Fun Pub". Diese bietet auch Trink-Challenges an und hat einen Besitzer, der mindestens genauso authentisch und einladend war.

Am zweiten Tag organisierten wir den Transport nach La Paz für den nächsten Tag (ursprünglich wollte ich drei Nächte in Uyuni bleiben, aber neben dem Salzsee gibt es da nicht so viel zu sehen). Zu Mittag aß ich im Extreme Fun Pub und erfuhr dabei vom Besitzer, dass dieser auch Touren zur Salzebene anbiete. Da die Sonnenuntergangstour sehr billig war, meldete ich uns dazu an. Zwei weitere Touristen, die sich ebenfalls dafür angemeldet hatten, sagten dieselbe Tour ab und so kam es, dass wir eine private Tour mit dem Besitzer der besten Bar der Stadt bekamen. Er fuhr uns mit seinem Landcruiser auf die Salzebene zu einer Stelle, an der noch etwas Wasser vom letzten Regen übrig geblieben ist. Bei Sonnenuntergang spiegelte sich der orangene, leicht bewölkte Himmel wunderbar auf der spiegelglatten Oberfläche. Und als alle anderen Touren die Salzebene verließen (normalerweise gehen die Touren nicht so lang), lichteten sich die Wolken und wir blieben zu dritt unter einem atemberaubenden Sternenhimmel auf der Salzebene stehen. Zwischendurch versuchten wir uns an Light Paintings. Der Guide/Barbesitzer war der netteste, gebildete und chilligste, dan man sich wünschen kann. Die Tour war so unkonventionell, individuell und gleichzeitig günstig, wie man sie nie in einer Agency finden würde. Nach einigen Stunden kehrten wir erst bei völliger Dunkelheit wieder in die Stadt zurück. Ich blieb noch etwas in der Bar und hatte einen sehr schönen Abend mit den Barkeepern, dem Guide/Barbesitzer und anderen Bargästen.

Der Bus fuhr am nächsten Tag erst abends und so hatten wir am dritten Tag noch Zeit, die Stadt und ihre Bewohner zu beobachten. Nach dem Mittagessen in einem Touristenschuppen wurde mir leider sehr schlecht. Ich hatte nicht das erste Mal auf dieser Reise Probleme mit der Verdauung, aber das erste Mal richtig. Nachdem alles gegessene auf jede erdenkliche Weise wieder losgeworden bin, kämpfte ich mich zum Bus, der zum Glück Cama-Klasse war. Auf der Fahrt nach La Paz konnte ich zum Glück viel schlafen...

5. 4WD-Tour nach Uyuni 31.10.16 bis 02.11.16

Die folgende Tour kann bezüglich Schönheit der Natur, Abenteuergehalt und Erlebnisreichtum durchaus mit dem Bootstrip von Lombok nach Flores in Indonesien mithalten (siehe entsprechender Blogeintrag). Sie führte drei Tage lang auf der bolivianischen Ostseite der Westkordilliere der Anden nach Norden und endete spektakulär mit der Überquerung des "Salar de Uyuni" - der größten Salzebene der Welt.

Am Vormittag fuhren wir zusammen mit vier weiteren Touristen (einem Deutschen, einen Chilenen, welcher als einziger das Spanisch des nicht Englisch sprechenden, bolivianischen Fahrers übersetzen konnte und einem polnischen Ehepaar) zunächst zum Eingang des Nationalparks, wo eine Gebühr zu entrichten war. Daraufhin ging es auf der Ostseite des Licancabour zur Laguna Blanco und Laguna Verde - einem weißen und grünlich schimmernden See. Nach diesen führte die Staubpiste über einen Pass und Sandwüste zu einer heißen Quelle, an der viele Touristen badeten. Wir genossen stattdessen den Ausblick auf eine Salzebene, die teilweise geflutet und von ein Paar Flamingos bewohnt war. Hier konnte wieder einmal einer der zahlreichen Minitornados beobachtet werden, die ständig durch die Wüste ziehen. Daraufhin ging es wieder bergauf bis auf 4980m Höhe (dem höchten Punkt der Tour). Generell kamen wir an den ersten beiden Tagen nie unter 4300m Höhe. Gegen die entsprechenden unangenehmen Symptome halfen Coca-Blätter - morgens, mittags und abends. Auf jenem Plateu gab es erneut einen großen und mehrere kleine Geysiere zu sehen, welche im Gegensatz zu den Tatio-Geysieren stark nach Schwefel rochen und von blubbernden, grauen Teichen umgeben waren. Der Weg führte abwärts zu der "Laguna Colorado", einem roten See, in welchem hunderte Flamingos im Boden scharrten, um Nahrung aufzunehmen. Dieser See ist mit seiner Farbe, den unzählbaren Flamingos und Vulkanen im Hintergrund unfassbar schön, ein einmaliges Naturschauspiel. An diesem lag auch eine kleine Ansammlung von Häusern, ein paar davon Hostels mit 6er Dorms und andere kleine Shops, sogar (kaum zu fassen) eine Bar mit Billard, Tischtennis und Tischkicker! Alles natürlich nur für Touristen auf dieser Tour. In einem Hostel kamen wir unter. Es war nach Sonnenuntergang sehr windig und kalt und Strom gab es nur für eine Stunde. Die Atmösphäre und das Essen waren trotzdem einmalig an diesem sagenhaften Ort.

Am nächsten Morgen ging es am roten See vorbei auf eine große Sandwüstenebene, die von unzähligen Vulkanen umgeben war. Hier gab es auch eine Felsformation, die Salvador Dali zu einem seiner Kunstwerke inspiriert haben soll. Am Ende der riesigen Ebene ging es etwas bergab in ein Tal zwischen zwei Reihen von Vulkanen. Win an einer Perlenkette erschienen hier insgesamt fünf kleine Lagunen direkt hintereinander, jede wunderschön und Lebensraum für einige Flamingokolonien. Wahrlich abgelegene, atemberaubende Naturparadiese. An der letzten Lagune gab es ein Mittagessen für unseren und einen anderen Landcruiser, mitten in der Landschaft und zwischen Wüstenhasen, die auch etwas abhaben wollten. Der folgende Teil der Strecke war am anspruchsvollsten für den Fahrer und sein Fahrzeug, es ging über einen Hügel auf einem sehr unebenen und von spitzen Felsen übersehenen Weg. Die Piste dahinter war deutlich ebener und schneller zu befahren, doch schon bei dessen Beginn bemerkte der Fahrer, das uns auf der besagten Strecke davor einer unserer Reifen geplatzt war. Der Reifenwechsel war durch die Hilfe eines anderen Fahrers schnell vollzogen. In der Ferne gab ein großer Vulkan der Hauptkordilliere eine Rauchfahne ab. Am Nachmittag gelangten wir auf die weite Chiguana-Salzebene, die im Vergleich zur darauf folgenden Uyuni-Salzebene etwas schmutziger und daher weniger weiß, jedoch genauso flach war. Nach einigen Kilometern darauf gelangten wir zu einer kerzengeraden Eisenbahnlinie, die die Salzebene durchquert und insgesamt Uyuni mit Chile verbindet. Abends erreichten wir eine kleine Gebirgskette, die zwischen der Chiguana- und der Uyuni-Salzebene gelegen ist. An dessen Fuß liegt die kleine Wüstenstadt San Juan. Hier verbrachten wir die zweite Nacht zusammen mit zwei weiteren Gruppen in einem Salzhostel. Wie der Name annehmen lässt, sind alle Wände, der Boden und sogar jegliches Mobiliar (Bänke und Tische) aus Salz. Im Vergleich zum ersten Hostel war dieses sehr luxuriös, wir konnten sogar in einem Doppelzimmer schlafen. Auch das Abendessen war erstaunlich üppig, es gab sogar eine Flasche Wein für jede Gruppe.

Der dritte Tag begann schon um halb vier morgens. Sehr schnell wurde alles zusammen gepackt, sodass wir San Juan bereits um vier Uhr Richtung Norden - zur Uyuni-Salzebene - verlassen konnten. Der Plan war, bei Sonnenaufgang bereits auf der Salzebene zu sein, was gut funktionierte. Und so hatten wir einen atemberaubenden ersten Eindruck von der unendlich großen Ebene bei den ersten Sonnenstrahlen...

Die Salzebene hat eine Ausdehnung von etwa 130 km in West-Ost und 100 km in Nord-Süd-Richtung. Selbst wenn man relativ weit am Rand ist sieht man in allen Richtungen nur an manchen Stellen des Horizonts winzige Berge aufragen. An anderen Stellen verliert sich die Ebene ins unendliche. Sehr beeindruckend ist, dass mittags der gesamte Horizont eine Fata Morgana ist: egal ob man Gipfel ausmachen kann, winzige Fahrzeuge oder nur den Himmel, der gesamte Horizont wird überall gespiegelt. Abgesehen von ein paar vergleichbar winzigen Inseln ist die Oberfläche eine vollkommen flache Salzkruste, die an fast allen Stellen nur wenige Zentimeter von der idealen Kugeloberfläche der Erde abweicht. Aus diesem Grund und wegen der hohen Reflektivität nutzen Satelliten die Ebene zur Kalibrierung ihrer Altimeter. Die Kruste ist steinhart und spröde und weist an den meisten Stellen sich vielfach schneidende Salzmuster auf, die durch die Trockenrisse der Ebene entstanden sind. 

Es ist unbeschreiblich über eine so riesige, harte, flache Ebene zu fahren. Die Freiheit des Fahrers ist hier grenzenlos! Daher ist es noch unvorstellbarer, warum dieser sich hier an eine relativ kleine Geschwindigkeit und an eine gerade Fahrstrecke hält... Wir gelangten zu einer Insel ziemlich genau in der Mitte der Ebene, die von sehr alten und bis zu 10 m hohen Kakteen übersät war. Von dessen Gipfel hatte man einen sagenhaften Ausblick in jede Richtung. Nach einem Frühstück am "Ufer" der Insel ging es nach Osten über das ewige Weiß. Wir machten eine Pause inmitten der Ebene, wo auch die obligatorischen Spaßbilder mit falschen Proportionen gemacht wurden (z.B. wird unsere Gruppe auf einem von einem riesigen Spielzeugdinosaurier gejagt; die Illusion ist auf der leeren Ebene, die frei von jeglichen Referenzobjekten ist, leicht zu erschaffen). Man hatte auch Zeit, etwas in eine beliebige Richtung loszulaufen und seine Seele baumeln zu lassen - wohl wissend, dass man es niemals schaffen würde, ohne eine oder eher zwei Übernachtungen und vor allem ohne Wasservorrat an einem beliebigen "Ufer" anzukommen. Am Nachmittag kamen wir an einem ehemaligen Salzhotel vorbei und gelangten anschließend nach Colchani, einer Stadt am "Ufer" der Ebene zum Mittagessen. Anschließend ging es nach Uyuni. An dessen Stadtrand liegt ein hundert Jahre alter Eisenbahnfriedhof mit rostigen Lokomotiven und Überresten von Waggons, der "Cemeterio de Trenes". Nach dessen Besichtigung war die Tour vorbei und wir wurden in die Innenstadt abgeliefert. Zwei Mitstreiter unseres Abenteuers warteten auf einen anderen Landruiser, der sie zurück nach San Pedro de Atacama bringen sollte (man konnte die Tour auch viertägig als Rundtrip buchen). 

4. San Pedro de Atacama 27.10.16 bis 31.10.16

Die Fahrt von Salta nach San Pedro de Atacama im Norden Chiles über die Andenkordillieren und das Hochplateu war mindestens so spektakulär wie erwartet. Ein Teil der Strecke (von Salta bis kurz hinter der Salinas Grandes-Salzebene) war schon von der Tour zu letzterer bekannt - in umgekehrter Fahrtrichtung. Wieder ging es an Pumamarca mit den farbigen Felsformationen vorbei und hinauf auf die Puna, auf den argentinischen Teil der Hochebene. Nach der besagten Salzebene kamen einige kleinere Bergketten, welche die karge Wüstenlandschaft in Nord-Süd-Richtung durchziehen. Zwischendurch gab es kleine Dörfer an fast ausgetrockneten Flussoasen (kaum zu glauben, dass es hier oben überhaupt Wasser gibt) und eine weitere Salzebene. Dahinter folgte der Jama-Pass, der die Grenze zwischen Argentinien und Chile darstellt. Nach etwar einer halben Stunde Wartezeit wurde die Grenzstation geöffnet und die üblichen Formalitäten konnten abgehandelt werden. Hinter der Grenze war die Landschaft noch spektakulärer: da wir uns der Westkordilliere bzw. dem Andenhauptkamm näherten, waren immer mehr Vulkane zu sehen, bis jeder Berg ein Vulkan war. Dazwischen gab eis einige Lagunen, in einer davon war auch zum ersten Mal eine Flamingokolonie zu erblicken. Nachdem es zum Schluss am bis dato höchsten Vulkan "Licancabour" vorbei ging, führte die Straße stets abwärts in das riesiege Becken des Salar de Atacama, der zweitgrößten Salzebene der Welt. An dessen Nordende liegt die Oasenstadt "San Pedro de Atacama".

San Pedro de Atacama existiert heute als reine Touristenstadt, indem sie als Ausgangspunkt für zahlreiche Touren in die umgebende Atacamawüste fungiert. Sie ist nur ein kleines Dorf mit wenigen  Tausend permanenten Einwohnern aber umso mehr Touristen. Entlang der Hauptstraße und deren Nebenstraßen - alles unbefestigt - säumen sich ausschließlich Tour-Agencies, Hostels, Restaurants und Shops für alles Nötige. Der Stadtkern ist damit durchaus mit der Stadt auf Koh Phi Phi Don oder Gili Travangan zu vergleichen (siehe vorherige Blogeinträge). Als Touristenstadt ist sie auch sehr teuer, teurer als die Städt, die wir in Argentinien besuchten. Dafür hat sie einen Charme, der von ihrer Lage, den kleinen authentischen Häusern und den Holzschlidern an deren Fassaden ausgeht (alles war mit liebevoll gestalteten Holzplaketten beschildert). Man fühlte sich vielerorts in einer Westernstadt.

Wir checkten im Hostel "Kasa del Rio" ein, welches etwas mehr als 1 km nördlich der Innenstadt an einem ausgetrocknetem Flussbetf äußerst friedlich und ruhig liegt. Da wir vorerst nur für zwei Nächte das Zimmer buchen konnten (und das auch nur nach langem Suchen), verbrachten wir den Abend damit, ein Hostel für zwei weitere Nächte zu finden. Wie sich bald herausstellte war dies praktisch unmöglich, wenn man nicht 200€ für eine Nacht zahlen wollte... Der Grund dafür war ein ungeschickt gewählter Zeitraum: dieses Wochenende wurde nicht nur um zwei Feiertage bis Allerheiligen verlängert, die Tage um Halloween waren auch von mehreren wichtigen chilenischen Festen geprägt. So waren vor allem Chilener zu Massen in der Stadt anwesend. Zum Glück konnte uns die Besitzerin des Kasa del Rio für zwei weitere Nächte eine Art "Notunterkunft" anbieten, die normal nicht für Gäste zur verfügung steht. Diese war letztendlich deutlich besser, als die offiziel gebucht, auch weil sie ein privates Bad aufweises konnte.

Am zweiten Tag informierten wir uns über Touren und Möglichkeiten, nach Bolivien weiter zu Reisen. Wir entschieden uns für das "Valle de la Luna" am selben Nachmittag, für die "Tatio-Geysiere" zwei Tage später und für eine epische, dreitägige 4WD-Tour nach Uyuni in Bolivien (ich hatte schon in Salta von dieser Möglichkeit gehört), die zwar ziemlich teuer aber sehr vielversprechend war. Am Nachmittag ging es dann auf die besagte Tour zum Valle de la Luna, ein Tal in der sogenannten Salzkordilliere, welche den Kessel des Salar de Atacama im Nordwesten durchzieht. Es liegt nur 20 km von Stadtkern entfernt. Die Tour ist daher recht günstig und wird von so ziemlich jedem Touristen der Stadt besucht - sie war auch entsprechend überlaufen. Dennoch bekamen wir atemberaubende Felsformationen, Sanddünen und eine interessante Höhle zu sehen. Das besondere war, dass die Felsen, der Untergrund, die Höhlenwände usw, alle aus Salz bestanden. Zum Schluss wurde uns der Sonnenuntergang von einem hochgelegenen Grad aus gezeigt. Ein wirklich schöner Anblick auf das Tal und die Andenwestkordilliere, für den der Ort bekannt ist, welcher aber mit hunderten, vielleicht sogar tausenden Touristen geteilt werden muss. Abends besuchten wir noch eine Bar, in der traditionelle Musik aus dem Hochland gespielt wurde.

Da am nächsten Tag keine Tour geplant war, erforschte ich die Oasenstadt am Vormittag zu Fuß, bis sie in karge Wüstenlandschaft überging. An ihren Außengebieten waren einige Ranches und Gärten zu sehen. Es erinnerte mich an die Dakla-Oase in Ägypten. Den Nachmittag habe ich entspannt in der Innenstadt verbracht.

Am letzten ganzen Tag wurden wir bereits um vier Uhr morgens für die Tour zu den Tatio-Geysieren abgeholt. Da zu dieser Zeit ein Stromausfall die Stadt im Dunkeln liegen ließ, war der Sternenhimmel, für den die Atacamawüste ja weltweit berühmt ist, wunderbar zu sehen. Doch auch wenn die Milchstraße, die Venus, das Kreuz des Südens, der Orion usw. sehr hell erschienen, konnte der Nachthimmel, den ich im Komodo-Nationalpark in Indonesien gesehen habe, nicht überboten werden. Es war immer noch -7 Grad kalt, als wir bei Sonnenaufgang bei dem Geysierfeld am Nordrand des Kessels, nahe der Westkordilliere und Grenze zu Bolivien gelegen, ankamen. Auch hier waren wir weitaus nicht die einzige Touristengruppe... Die hunderten Dampfschwaden, in welchen teilweise auch aus dem Boden spritzendes Wasser zu sehen war, waren dennoch ein einmaliges Erlebnis. Nach einem Frühstück konnten wir in einer heißen Quelle baden, bevor es auf dem von Lamaherden und Flamingos gesäumten Rückweg zu einem Bergdorf ging. Gegen Mittag waren wir wieder in der Stadt, wo wir uns auf die lange Tour nach Uyuni vorbereiten konnten.

Der letzte Morgen in Chile brach an und wir wurden mit einem Kleinbus zu der nah gelegenen Grenze nach Bolivien am Fuß des Licancabour gebracht. Von dort aus begann die Tour in einem Toyota Landcruiser nach Uyuni...