Sonntag, 20. November 2016

11. Lima 19.11.16 bis 22.11.16

Um in die Hauptstadt Lima zu gelangen buchten wir keinen teuren Touristenbus von Paracas aus, sondern folgten dem Weg der Einheimischen: per Taxi ging es in die 10 km entfernte Stadt Pisco (genau so ist auch eine in Südamerika sehr populäre Spirituose benannt) und nach einem Mittagessen mit einem Public Bus, der zwar an jedem Pfosten hielt, aber dafür nur etwa 5€ kostete, weiter nach Lima. Die Fahrt war sehr anstrengend und dauerte mit 5 Stunden doppelt so lang, wie der Touristenbus. Es war schon sehr dunkel, als wir in einem südlichen Teil der Metropole mitten auf einer Autobahn den Bus verließen, um von dort aus ein Taxi nach Westen in den Stadtteil Barranco zu nehmen. Dort angekommen, checkten wir in das Homestay "Casita Libertad" ein. Am selben Abend schlenderten wir noch zum Hauptplatz Barrancos (nur zwei Blöcke vom Hostel entfernt) und durch seine belebten Seitengassen. Auf dem Platz gab es an diesem Wochenende einen Streetfoodmarkt, der teilweise hervorragende, aber auch meist ziemlich ungesunde Gerichte anbot. Vom Zentrum Barrancos führte eine kurze Treppe hinunter zum Pazifischen Ozean.

Der Tourismus in Lima hat sich stark auf die beiden südlichen Stadtteile Miraflores und Barranco konzentriert. Diese sind kaum mit dem Rest Limas zu vergleichen: die Einwohner sind viel wohlhabender, die Geschäfte stark verwestlicht. Im dichter besiedelten und zentraleren Miraflores es gibt viele internationale Fastfood-Ketten, Shopping-Malls und moderne Business-Gebäude. Barranco ist eher vorstädtisch, mit beschaulichen und gut gepflegten Parks, vielen urigen Kneipen im Jugendstil sowie stark gesicherten Einfamilienhäusern reicher Familien. Für Peru ist gerade das Boheme-Viertel Barranco die Adresse für die gebildetsten und reichsten Bürger des Landes. Es ist deutlich sicherer als der Rest der Metropole, abends geben einige Straßenkünstler ihr Bestes von sich und es gibt sehr viele Ausgehmöglichkeiten. Alles in allem erinnern diese Stadtteile mehr an Europa, als an das übrige, ärmere Peru. Dementsprechend muss man jedoch auch zum Beispiel in den Restaurants tiefer in die Tasche greifen. 
Auch unser Hostel passte gut in die Szenerie: mitten unter beschaulichen Einfamilienhäusern (alle umringt von Stacheldraht und Elektrozäunen) lag das moderne Homestay. Für erstaunlich wenig Geld (etwas mehr als 20€ für beide) gab es ein blitzblankes und ultramodernes Zimmer im mindestens 3-Sterne-Hotel-Stil als Teil einer familiären Wohnung mit riesiger, gut ausgestatteter Küche, welche die meisten Küchen zuhause klein und alt aussehen lässt... Auch das Bad war äußerst gut gepflegt und bot einen für Backpacker überdurchschnittlichen Luxus. All das erinnerte mich stark an den Couchsurfing-Aufenthalt damals in Bangkok.
Die restlichen Stadtteile Limas sind meist, wie erwartet, viel dreckiger, lauter und ärmer. Die Stadt platzt mit ihren inzwischen mehr als 10 Millionen Einwohnern (offiziell sind es nur 8 Millionen) aus allen Nähten. Sie hat nicht nur bekanntermaßen enorme Wasserprobleme (es ist die zweittrockenste Stadt der Welt nach Kairo), die Verkehrsprobleme scheinen alles zu übertreffen: in dieser Stadt, fast so groß wie London, besteht der gesamte öffentliche Nahverkehr fast ausschließlich aus Bussen! Es gibt zwar eine Buslinie (sie nennt sich hochtrabend "Metropolitano"), welche auf einer exklusiven Fahrspur fahren darf. Doch da sie die Stadt von Süd nach Nord durchfährt und damit die wichtigste Verkehrsader darstellt, ist sie zu fast jeder Zeit, natürlich insbesondere während des Berufsverkehrs, hoffnungslos überfüllt. Um sich gegen 7 Uhr abends in einen Bus quetschen zu können, muss man sich mindestens eine Stunde am Bussteig anstellen...

Am nächsten Tag wanderten wir von unserem Hostel aus über den Hauptplatz Barrancos, dann am Rand der hundert Meter hohen Kante zwischen Meer und der ersten Häuserreihe (alles Luxusappartments in Hochäusern) entlang nach Miraflores. Vorbei an zunächst weiteren Luxusappartments, Luxushotels und schließlich Shopping-Malls ging es bis zum Hauptplatz von Miraflores. Der Weg wurde erschwert durch einige polizeilich abgesperrte Viertel. In Lima war nämlich an exakt diesem Wochenende das große APEC-Gipfeltreffen (Treffen der Regierungschefs von Pazifikanrainerstaaten, u.a. mit US Präsident Barrack Obama, Russlands Präsident Vladimir Putin und Chinas Präsident, ich weiß nicht, wie der heißt, sowie Vorstände großer Unternehmen, u.a. mit Facebook-Gründer Marc Zuckerberg) und das ein oder andere Hotel in Miraflores schien als Herberge der VIPs zu dienen. Es fuhren auch US-Deligiertenfahrzeuge durch die Straßen. Im Zentrum von Miraflores besuchten wir noch eine kostenlose Ausstellung über zeitgenössische, experimentelle Videokunst, die ich sehr schön und inspirierend (teilweise auch erfrischend verstörend) fand. Zurück nach Barranco nahmen wir dann bei Anbruch der Dunkelheit ein Taxi.

Um endlich etwas von der eigentlichen Innenstadt Limas zu sehen, schlossen wir uns einer Free Tour an (auf Spendenbasis; das gleiche haben wir in Buenos Aires auch schon gemacht). Wir waren die einzigen beiden Touristen, die von einem der Guides vom Hauptplatz Barrancos abgeholt wurden, der Rest kam aus dem mit viel mehr Touristen bevölkerten Miraflores. Mit dem zuvor bereits erwähnten "Metropolitano"-Bus ging es ins innere Zentrum. Leider musste die Gruppe, inklusive der überraschten Guides, feststellen, dass der Zentrale Hauptplatz der Stadt mit dem Präsidentenpalast und der Kathedrale gesperrt war. Grund war immer noch indirekt das eigentlich schon an vorherigen Tag beendete APEC-Gipfeltreffen, da anlässlich dieses der Chinesische Präsident einen Termin mit dem Präsidenten und Parlament hatte. So improvisierte der Führer eine kleinere Tour um jenen Platz herum. Die beiden genannten Hauptsehenswürdigkeiten des Platzes waren immerhin vom weiten zu sehen. Wir besuchten zunächst eine Kirche, dann den für die Stadt lebenswichtigen Fluss Rimac (oder das dreckige Rinnsal, was davon noch übrig war, nachdem die Stadt fast sein gesamtes Wasser genutzt hatte). Die Tour endete schon früh an einem Kloster. Anschließend besuchten wir dieses noch. Es ist vor allem wegen seiner Katakomben interessant, - ein Kellersystem, in dem zehntausende Gebeine, vornehmlich Oberschenkel- und Oberarmknochen sowie Schädel in Gruben herumlagen. Die Menschen der Stadt hatten sich zu einer Zeit, in der es noch keine Friedhöfe gab, unter den Kirchen verscharren lassen. Nach diesem kleinen Ausflug aß ich erstaunlicherweise in einem äußerst günstigen, vegetarischen Restaurant für Einheimische! Danach besuchten wir noch das Parlamentsgebäude (vor diesem konnte man gerade die chinesische Delegation und eine Militärparade beobachten), den Hauptmarkt, China Town und schließlich, schon bei Dunkelheit, den Plaza San Martin. Hier wurden wir, wie auch schon zuvor in Miraflores, von peruanischen Studentinnen für ihren Englischunterricht auf Englisch interviewt - sehr leichte Fragen mit teilweise nicht so leichten Antworten. Mit dem "Metropolitano"-Bus fuhren wir schließlich eingequetscht unter Pendlern nach einer Stunde Anstehen zurück nach Barranco. 

Schon um sechs Uhr morgens ging es schließlich mit dem Taxi zum ziemlich weit entfernten internationalen Flughafen im Nordwesten der Stadt. Dessen Terminal ist für die Größe und Relevanz der Metropole lächerlich klein (etwa so groß wie nur ein Terminal von insgesamt vier in Stuttgart). 

Hier waren wir nun nach etwa 6 Wochen am Ziel unserer Südamerika-Durchquerung. Von Buenos Aires am Atlantik ging es durch vier Länder - das nördliche Argentinien und Chile sowie das westliche Bolivien und Peru - bis in diese Küstenstadt des Pazifiks. Wir kamen durch den Regenwald und die Pampa, lange über die Wüsten und Steppen der Anden-Hochebene, vorbei an Seen, Salzebenen, Sechstausendern und Vulkanen sowie an einigen der wichtigsten Kulturerbe der Menschheit. Alles in allem war es zwar nicht immer leicht, vor allem mit der Kommunikation auf Spanisch und dem vegetarischen Essen. Doch die atemberaubenden und extrem interessanten Landschaften und Kulturen dieser Länder werde ich niemals vergessen.

Noch ist unsere Reise nicht fertig. Nachdem wir unsere letzten Soles für Essen ausgegeben hatten, ging es in das Flugzeug nach San José in Costa Rica - für mich ein schöner, zweiwöchiger Zwischenstopp in den Tropen und an pazifischen und karibischen Stränden, bevor es weiter über den Pazifik für 6 Wochen nach Asien geht....

10. Paracas 17.11.16 bis 19.11.16

Die Hochebene Perus ist im Gegensatz zu der restlichen Altiplano von Canyons zerfurcht. Sie entwässern das Gebiet sowohl ostwärts in das Amazonasbecken (der Amazonas selbst hat seine Ursprünge hier) als auch westwärts in den Pazifik. Die verzweigten Schluchten sind sehr lang und tief, während die Bäche an dessen Talgrund durch die Trockenheit der Region kaum mehr als Rinnsale darstellen. Die Busfahrt von Cusco nach Westen war daher zunächst sehr spektakulär. Leider waren wir noch nicht einmal aus dem ersten Canyon wieder draußen, als es schon stockfinster wurde. Das zerfurchte Land bedeutet auch, dass es vermutlich im gesamten hohen Westen Perus (abgesehen von der an der Küste entlang führenden Panamericana) keine gerade Straße gibt, oft nicht einmal für einen Kilometer. Ich habe noch nie eine Straße erlebt, auf der man 15 Stunden lang permanent Serpentinen fährt. Die ganze Nacht nur eine Serpentine nach der anderen. Der Straßenverlauf führte auch meistens nicht längs durch einen Canyon, sondern senkrecht dazu. Kaum war man aus einem Canyon draußen, ging es bereits wieder hinunter in den nächsten. Aus diesem Grund wurden bereits zu Beginn der Fahrt Kotztüten verteilt. Wir haben die Kurvenfahrt ganz gut überstanden, doch zwei Touristen hinter uns hat es in der Nacht oft auf die Toilette getrieben... 
Am frühen Morgen führte die Straße endlich von der Hochebene hinunter zur Küste. Nach über drei Wochen waren wir somit wieder auf für uns gewöhnlichen Höhen unterwegs. Das Land hier ist außerordentlich trocken. In der hyperariden Küstenwüste Perus, die durch den kalten Humboltstrom vor der Küste zustande kommt, wächst abgesehen von ein paar Flussoasen kein Strauch. Vielerorts fährt man durch eine reine Sandwüste. Am Ufer dieser Wüste, direkt an der Paracas-Halbinsel, liegt die Touristenstadt Paracas. Das Dorf besteht aus ein paar Häuserreihen. Die ersten drei Reihen vom Ufer aus sind ausschließlich Hotels, Restaurants, Hostels und Agencies. Dahinter stehen die Häuser der Bewohner - Slums, aus Brettern und Wellblechen oft selbst zusammengezimmert. 

Wir checkten ins Hostel "Icthus" ein und buchten für den Nächsten Tag eine Bootstour zu den Ballestas-Inseln sowie eine Bustour zur Paracas-Halbinsel. Anschließend machten wir uns gleich auf zum Strand. Als wir den Pazifik erreichten, war unsere Südamerika-Durchquerung offiziell komplett, wir waren ja in Buenos Aires am Atlantik gestartet (wenn man den äußeren Teil des Rio de la Plata schon zum Meer zählt). Das Meer vor Paracas war leider relativ dreckig, es schwammen Müll und Pflanzenreste herum und der Geruch des Wassers war auch nicht angenehm. Nichtsdestotrotz war es erstaunlich warm (dafür, dass es hier den kalten Humboltstrom gibt) und wir konnten zum ersten Mal einige Pelikane beobachten, die bis zum Strand vorkamen und hin und wieder in abenteuerlichen Flugmanövern nach Fischen tauchten. Die Uferpromedade von Paracas is gesäumt mit Restaurants zweiter (Plastikstühle und -tische) und erster Klasse sowie Souveniershops. Die Speisekarten bieten fast ausschließlich Fisch- und Meeresfrüchtegerichte an. 

Am nächsten Morgen ging es zunächst auf die Bootstour zu den Ballestas-Inseln. Da dies die Hauptattraktion ist, kann man bei dieser Tour mit hunderten weiteren Touristen rechnen. Zunächst steht man in der Eintrittskartenschlange für den Nationalpark, anschließend in der Schlange für die Speedboote. Auf jedem Boot nahmen etwa 40 Personen ihren Platz ein (alle paar Minuten verlässt ein Boot den Pier; die Boote fahren alle die selbe Route in Reih und Glied ab). Die gesamte Tour dauert weniger als eine Stunde. Die Stops sind auf jeweils weniger als drei Minuten begrenzt, um möglichst viele Touristen abzufertigen. Obwohl man dadurch nur einen kurzen Eindruck bekommt, sahen wir so als erstes die Geoglyphe von Paracas, die von ungeklärten Menschen vor ungeklärter Zeit in den Sand der Halbinsel gegraben wurde (sieht aus wie ein Kerzenständer) und anschließend natürlich die Fauna der Ballestas Inseln. Darunter waren Pelikane, Bsehr viele Blaufußtölpel, Südamerikanische Seelöwen, die sich auf den Felsen sonnten und (was mich am meisten interessiert) eine kleine Kolonie von etwa 20 Humboltpinguinen. Die Inseln sind tatsächlich kaum mehr als Felsen, maximal von 100 m Durchmesser und fast vollständig mit Guano (Seevögelexkremente) bedeckt. Dementsprechend hat es auch schon vom Weiten sehr streng gerochen. Auf einem der Felsen wurde eine Station für Biologen errichtet, die an den Seevögeln forschen. Trotz der Ausschlachtung dieses Naturjuvels durch den Tourismus war die Beobachtung der Tiere und ihres Lebensraums die Fahrt absolut wert.
Nach einer Stunde Pause ging es schon auf die zweite Tour: mit dem Bus zur Paracas-Halbinsel, geführt von einem holländischen Aussteiger. Die Halbinsel ist Teil eines Nationalparks und kaum mit Straßen erschlossen. Man gelangt daher nur bis zu ihrem Schaft. Der erste Stop war ein Denkmal eines argentinischen "Befreiers Südamerikas", also irgendeines Unabhängigkeitskämpfers, danach folgte das Besucherzentrum des Nationalparks, an dem ein Museum für die Völkerkunde der Region angeschlossen war. Das Besucherzentrum war recht modern und interessant, es zeigte die Geologie und Fauna der Wüstenregion auf. Als nächstes fuhren wir an die Südküste zu einer ehemeligen berühmten Felsformation ("die Kathedrale"), ein Steinbogen, der jedoch nicht mehr zu sehen war, da ein Erdbeben ihn einstürzen ließ. Darauf folgte ein Hügel, der eine schöne Aussicht über die Küstenwüste und Halbinsel bot. Das Panorama war atemberaubend: die Sandwüste ist absolut rein, frei von jeder Flora und bricht apprupt am Meeresufer etwa 10-20 m senkrecht ab, worauf ein kurzer Strand folgt. Die Topografie ist schön hügelig, aber bis auf die Kante am Meer nicht schroff. Bevor es zu einem Strand mit einigen teuren Fischrestaurants ging, an dem ich auch endlich mal ein Bad nehmen und nebenbei ein paar Pelikane beobachten konnte, besuchten wir noch einen roten Strandanschnitt. Auch diese Tour war ausgetreten und wie eine Rentner-Pauschalreise, doch sie bietete die billigste (nur 5€!) und einfachste Möglichkeit, einen Eindruck von diesem Nationalpark zu erhalten. Am letzten Abend hatten wir noch ein üppiges Fischgericht in einem der günstigeren Restaurants von Paracas, bevor es am nächsten Tag in die Haupt- und Multimillionenstadt Lima ging...

9. Cusco und Machu Picchu 11.11.16 bis 16.11.16

Die Busse von Copacabana in Bolivien nach Cusco in Peru buchten wir bereits als Paket in Copacabana. In Puno angekommen stellten wir fest, dass wir sowohl doppelt so viel für den zweiten Bus bezahlt hatten als auch nicht die uns versprochenen Plätze in der ersten Reihe im oberen Stockwerk des Busses bekamen. Die Enttäuschung darüber wurde jedoch schon sehr bald durch die Schönheit der Landschaft gelindert: nach eher urbanen Umgebungen kamen wir in einen trockenen Teil der Hochebene, der von vielen Bergketten gesäumt war. Es erinnerte stark an die Landschaft südlich der Uyuni-Salzebene, abgesehen von den Vulkanen. Als wir über einen Pass kamen, gelangten wir in die Provinz Cusco. Sogleich änderte sich klimatisch bedingt die Flora dramatisch: es wurde etwas feuchter und grüner und nahm die Erscheinung mediterraner Berggegenden an. Sogar Wälder waren immer öfter zu sehen. Im Dunkeln kamen wir nach über 10 Stunden im Busbahnhof Cuscos an. Zusammen mit zwei Italienern, die wir im Bus kennen lernten, erreichten wir per Taxi die Altstadt und checkten in das gleiche Hostel ein. Die Straße vor dem Hostel (Nuevo Alto) war komplett aufgerissen, da dort gerade neue Leitungen verlegt wurden.

Bevor wir die Stadt zu Fuß erkundeten, wechselten wir noch in ein drei Häuser weiter gelegenes Hostel, wo wir ein geräumiges Dachgeschosszimmer erhielten. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind alle vom rieseigen Hauptplatz "Plaza de Armas" aus zu erreichen. Um diesen zieht sich ein Säulengang, es gibt eine Kathedrale und drei weitere Kirchen (alle kosten Eintritt). Nahezu alle Gebäude der Altstadt sind alt oder zumindest restauriert und in einem typisch peruanischen Kolonialbaustil errichtet. Nachdem nämlich Cusco die Hauptstadt der Inkas war, wurde sie die Hauptstadt der spanischen Kolonie. Neben den vielen Kirchen und architektonischen Details fällt eine Christusstatue auf, die ähnlich jener in Rio de Janiero die ganze Stadt überblickt. Auch die riesige Markthalle ist eindrucksvoll, hier gibt es nicht nur etliche Stände mit billigem Essen und alles, was man zum Kochen gebrauchen kann, sondern auch unzählige Souvenierstände. Am selben Tag buchten wir auch für die nächsten zwei Tage für etwa 70€ eine Bustour zu der Machu Picchu-Region.

Was Machu Picchu ist, muss hier wohl nicht erwähnt werden. Das Weltwunder zieht jeden Tag viele Tausend Touristen an und lässt damit alle anderen Regionen Perus, vielleicht sogar Südamerikas touristisch unwichtig aussehen. Interessanter ist, wie man es schafft, billig dahin zu gelangen. Der Startpunkt jeder Machu Picchu-Besichtigung (wenn man nicht einen Trail, wie den Inka-Trail dahin wandert) ist das extra dafür errichtete Dorf "Aguas Calientes" am Fuß des Bergrückens, auf dem die Inka-Stadt errichtet wurde. Es ist zwar nur knapp 100 km von Cusco entfernt, doch durch seine Lage in einer engen Schlucht nur schwer zu erreichen. Der Knackpunkt ist, dass kein Straße dahin führt, nicht einmal eine Offroad-Piste. Der Bach "Urubamba", der vom Heiligen Tal aus durch die Schlucht fließt, ist auch nicht einmal mit Kanus zu passiern. Da jedoch eine unfassbar große touristische Nachfrage besteht, wurde eine Zugstecke von Cusco nach Aguas Calientes eingerichtet - ein komfortabler, jedoch durch die Monopolstellung astronomisch teurer Weg dorthin zu gelangen. Für die Fahrt zahlt man etwa 100€ oder oftmals noch mehr - pro Strecke! Die wahrscheinlich einzige günstige Alternative, die auch so gut wie jeder Backpacker wahrnimmt, ist es, mit einem Bus zu dem Punkt zu fahren, der am nächsten an Aguas Calientes liegt und immer noch mit einer Straße erreichbar ist - ein Wasserkraftwerk etwas flussabwärts von Machu Piccu, ein paar Kilometer hinter Santa Teresa. Dazu muss der Buss fünf Stunden lang einen relativ großen Umweg durch ein Paralleltal fahren. Zurück geht es wieder vom Wasserkraftwerk aus. Der letzte Weg nach Aguas Calientes und zurück (11 km) muss zu Fuß bestritten werden. Da der Zug von Cusco nicht nur bis nach Aguas Calientes sondern weiter bis zu dem Wasserkraftwerk fährt, wandert man prinzipiell durchgängig auf (bzw. direkt neben) den Gleisen. Ein schöner Nebeneffekt dieser Route liegt darin, dass man einen guten Eindruck von der wunderschönen Landschaft um Machu Picchu erhält, denn der Weg führt am Fluss entlang durch das Urubambatal, einmal 180 Grad um den Bergrücken Macchu Picchus herum. 

Wir nahmen genau diese Route mit einer Übernachtung in Aguas Calientes. Das Weltkulturerbe bestiegen wir am frühen Morgen (ab 5 Uhr) des nächsten Tages, gegen Mittag (nach 4-5 Stunden Aufenthalt in der Inkastadt) waren wir schon wieder im Tal und um 14 Uhr am Wasserkraftwerk. Von dort brachte uns ein Bus wieder nach Cusco, wo wir nach 5 Stunden Fahrt abends ankamen. Leider wurde ich schon am Vortag der Tour krank, ich hatte sowohl eine Magenverstimmung als auch eine Erkältung. Das erschwerte zunächst das Laufen durch das Urubambatal, vor allem den Rückweg. Um mich zu schonen lief ich nicht nach Machu Picchu hoch, sonder nahm den Bus. Nach unten konnte ich nach der Besichtigung jedoch wandern.

Klar, Machu Picchu ist ein archäologische Sensation, gewaltig groß und wunderbar erhalten. Doch es bedeutet auch der härteste und erbarmungsloseste Kampftourismus, den ich je erlebt habe. Und ich war schon in Borobudur, Prambanan, Angkor Wat und bei den Pyramiden von Gizeh... Da ich durch meinen Gesundheitszustand den Bus zur Welterbestätte nehmen musste, erfuhr ich das schon am frühen Morgen: die Schlange für die Busse war schon um 5:30 Uhr etwa ein Kilometer lang. Um 6, als der erste Bus fuhr, musste sie mehrmals durch die Stadt gegangen sein, ich habe das Ende jedenfalls schon lange nicht mehr gesehen. So wartete ich dort eineinhalb Stunden auf den Bus. Oben angekommen, für die vereinbarte Führung bereits eine Stunde zu spät, musste man sich eine weitere halbe Stunde in die Eingangsschlange stellen. Innen kämpft man sich durch Heerscharen von Pauschaltouristen mit Selfie-Sticks, die letzteren auch alle 10 Sekunden an jeder erdenklichen Stelle benutzen müssen. Aufgrund meiner Magenverstimmung konnte ich es mir leider nicht verkneifen, die Toilette zu besuchen, was mich eine ganze Stunde kostete: das einzige Klo befindet sich am Eingang - außen - und das Männerklo war in Reparatur. Aus beiden Gründen stand ich eine halbe Stunde in der Toilettenschlange und anschließend erneut eine halbe Stunde in der Eingangsschlange, da ich ja das Gelände verlassen musste. 
Nichtsdestotrotz war das Panorama atemberaubend, vor allem die Landschaft. Die Schlucht und Berge liegen auf etwa 1500 bis 2500 m Höhe und damit in den "Yungas" Perus, also in der Zone, in der das tropische Amazonasbecken beginnt. Das Klima ist damit eine willkommene Abwechslung zur Hochebene und die Flora und Fauna ist wunderschön. Am spektakulärsten ist jedoch die Topografie der tiefgrünen Berge: die Schlucht des Urubamba führt einmal um die Inkastadt herum und generiert so unfassbar steile und zerklüftete Hänge, vergleichbar mit sehr hohen Karstfelsen. Alles in allem wie gesagt ein wunderbares Panorama, dass man sich nunmal mit vielen Menschen teilen muss.

Wir blieben nach Macchu Pichu noch zwei weitere Nächte im selben Hostel in Cusco (so konnten wir auch das Gepäck aufbewaren und unsere Wäsche waschen lassen, während wir unterwegs waren). Am vorletzten Tag buchten wir das Busticket nach Paracas an der Pazifikküste und besuchten die Christus-Statue für eine wunderbare Aussicht über die Stadt. Da sich mein Gesundheitszustand weiter verschlechtert hat, habe ich nichts weiteres an diesem Tag unternehmen können. 

Am letzten Tag besuchten wir noch das Inka Museum, ein Sammlung zahlreicher Inka-Relikte, wie Töpfe, Waffen und Kleidung, bis hin zu Mumien. Anschließend nahmen wir den Nachtbus (Cama-Klasse) richtung Lima. Unser Ziel wurde jedoch schon drei Stunden vor Lima erreicht: Paracas an der Pazifikküste, interessant vor allem wegen den Ballestas-Inseln.