Mittwoch, 26. Oktober 2016

3. Salta 23.10.16 bis 27.10.16

Die Busfahrt von Puerto Iguazu im Nordosten des Landes nach Salta im Nordwesten umfasste drei Busstrecken und dauerte insgesamt 26 Stunden. Zuerst ging es nach Posadas, einmal quer duch den Westen der mit Regenwald bedeckten Provinz Misiones. Mit dem zweiten Bus ging es durch die nördliche Pampa und Teile der Ibera-Sümpfe (das zweitgrößte Sumpfgebiet der Welt, nach dem Pantanal) von Pasadas nach Resistencia. Die Sümpfe waren an dieser Stelle nichts weiter als eine überschwemmte Wiese, die sich bis zum Horizont erstreckte. Zuletzt ging es über Nacht von Resistencia richtung Nordwesten nach Salta.

Salta ist eine Großstadt, direkt am Fuß der Anden auf über 1000m Höhe gelegen. Trotz der mehr als 500000 Einwohner ist der Stadtkern erstaunlich ruhig und überschaubar, viele Häuser sind nicht mehr als zwei Stockwerke hoch. Wir checkten morgens in das "Coloria Hostel" ein, was augezeichnet zentral gelegen und ausgestattet sowie bemerkenswert sauber ist. Am Nachmittag gingen wir zu den wichtigsten zentralen Straßen, Plätzen und Sehenswürdigkeiten der Innenstadt, was in nicht einmal zwei Stunden erledigt war. 

Am zweiten Tag war eigentlich geplant, mit einem öffentlichen Bus in das Bergdorf Cachi zu fahren und sich eine touristische Tour dahin zu sparen. Leider sind in Argentinien alle Ziele sehr weit entfernt (Cachi: 4 Stunden) und daher waren wir viel zu spät am Busterminal. Stattdessen fuhren wir auf einen Hügel, der die Stadt im Osten überragt. Von oben gibt es eine hervorragende Aussicht auf die gesamte Stadt und die Anden, die sich dahinter majestätisch erheben. 

Da die Tour nicht geklappt hatte, fuhren wir am nächsten Tag auf eine touristische Tour in die Berge, genauer zu den Salinas Grandes (einem Salzsee) auf der Hochebene. Es regnete zwar in Salta, doch fast den ganzen Tag verbrachten wir weit überhalb der Wolken. Zunächst ging es auf einer unbefestigten Straße aus der Stadt durch ein Tal immer weiter hinauf richtung Hochebene, vorbei an winzigen Siedlungen und unzähligen Riesenkakteen. 
Die Hochebene, die als südliches Ende der riesigen Altiplano Boliviens und Perus angesehen werden kann, liegt über 4000m hoch und ist eine ausgedehnte Wüste. Es wachsen allenfalls kleine Grasbüschel, hier und da sieht man Herden von Lamas. Am Horizont sieht man zahlreiche Gipfel von Bergen und Vulkanen, bis auf das Dorf San Antonio de los Cobres, wo wir zu Mittag aßen, wohnen zumindest in dieser Regien keine Menschen. Wir fuhen auf einer Kiespiste (die berühmte Route 40) stundenlang durch diese atemberaubend riesige und wunderschöne Wüste. Gegen Kopfschmerzen und Übelkeit aufgrund der Höhe kauften und konsumierten wir Coca-Blätter. Nach einigen hundert Kilometern kamen wir zu dem besagten Salzsee, an dem auch kommerziell Salz abgebaut wird. Ich war zuvor noch nie auf einem Salzsee (wir werden auf der Reise jedoch noch einige sehen). Die harte, endlos ausgedehnte Salzkruste und die wabenartigen Muster darauf faszinierten mich sehr. Das Salz schmeckte natürlich nach Salz.
Die Hochebene wird von der Westkordilliere (der Andenhauptkamm mit den höchsten Bergen und Grenze zu Chile) und der Ostkordilliere eingegrenzt. Letztere schirmt die feuchte Luft aus der Pampa ab und sorgt mit für das Wüstenklima.
Nach den Salinas Grandes ging es über einen 4170m hohen Pass zurück über die Ostkordilliere hinunter nach Pumamarca. Um diese touristisch viel besuchte Siedlung liegen Hügel, deren Gesteinsoberflächen in den verschiedensten Farben erscheinen, rot, grün, violett usw. Als wir wieder auf auf etwa 1000m Höhe waren, fuhren wir wieder unterhalb der Wolken und im Regen zurück nach Salta.

Am folgenden Tag, an dem keine Wolke am Himmel zu sehen war, erledigte ich ein paar organisatorische Dinge und bereitete mich auf die Fahrt nach San Pedro de Atacama in Chile vor, die am nächsten Morgen mit dem Bus anstand.

Sonntag, 23. Oktober 2016

2. Puerto Iguazu 18.10.16 bis 22.10.16

In Argentinien wird der Fernverkehr fast nur über Busse abgewickelt - dementsprechend gibt es in jeder Stadt einen Busbahnhof und die unterschiedlichsten Busklassen. "Semi Carma" ist vergleichbar mit den deutschen Fernbussen. Bei "Cama" -der nächstbesseren Klasse - sind statt vier nur drei Sitzplätze in jeder Reihe. Diese sind entsprechend breit und vergleichbar mit Wohnzimmersesseln. Sehr bequem! In dieser Klasse sind wir 19 Stunden von Buenos Aires nach Puerto Iguazu im äußersten Norden der nordöstlichsten Provinz Misiones gefahren. Zunächst hatten wir einen ersten Eindruck von der Pampa: unglaublich weite, flache Grasebenen, die von gefühlt 1000 km langen Zäunen als Ranches für Rinder und Pferde umringt sind. Das Klima und die Vegetation änderten sich jedoch dramatisch: die Stadt nicht weit vom südlichen Wendekreis und damit von den Tropen entfernt. Fast ganz Misiones ist von dichtem subtropischen Regenwald bedeckt und als wir ankamen herrschte ein tropisch feuchtes und sehr heißes Klima vor. Das erinnerte stark an zumindest Nordthailand. 

Wir checkten in das "Hostel 10" ein (7€ pro Nacht und Person im Doppelzimmer, 5€ bei Dorm). Das Hostel hat sogar einen Pool und AC in jedem Raum. Das beste war der Balkon mit Aussicht über den Iguazu nach Brasilien. Dafür chillt der Besitzer den ganzen Tag auf dem Sofa und kümmert sich weder um Reparaturen noch sonstige Anliegen. Am Nachmittag gingen wir etwas durch die Stadt (sie ist sehr überschaubar) und zur Mündung des Iguazu in den Parana, welche das Dreiländereck darstellt. In jedem Land wurde am Ufer ein kleiner Obelisk mit den Farben der jeweiligen Landesflagge errichtet. 

Der alleinige Grund warum praktisch jeder Tourist hierher kommt ist definitiv der berühmte Iguazu-Wasserfall, etwa 20 km östlich der Stadt. Dieser ist nicht nur UNESCO-Weltnaturerbe und wurde zu einem der 7 Naturweltwunder gewählt, er ist vermutlich zusammen mit den Viktoriafällen einer der spektakulärsten Wasserfälle überhaupt. Sowohl auf der argentinischen als auch auf der brasilianischen Seite gibt es einen Nationalpark mit touristischer Infrastruktur am Wasserfall und ausgedehnten Waldgebieten dahinter. Ähnlich der Viktoriafälle stürzt das Wasser des Iguazu hier entlang einer fast 3 km langen Kante von einem etwa 50 m hohen, teilweise gestuften, Basaltplateu in unzähligen, meist zusammenhängenden, Wasserfällen.

Am Mittwoch besuchten wir das brasilianische Ufer der Wasserfälle, von welchem man den besten Überblick und das beste Panorama erhält. Das Wasser fällt nämlich meist aus der argentinischen Seite in die brasilianische. Neben unzähligen Touristen gibt es auf den Wegen und Aussichtspunkten auch zahlreiche Nasenbären.

Am Tag darauf schlug das Wetter um. Am vormittag regnete es heftig, sodass wir nicht zu den Wasserfällen sondern nachmittags zu einer Rettungsstation für Tiere des Nationalparks gingen. Diese zeigt die geretteten Tiere (nahezu alle, die im Park geschützt werden) mitten im Wald in meist großzügigen Volieren.

Schließlich konnten wir am Freitag die argentinische Seite der Wasserfälle besuchen. Hier kommt man den einzelnen Fällen besonders nah. Die meisten sieht man nicht mehr von vorne bzw. unten, sondern von oben, also wo das Wasser herkommt. Mit Abstand am eindrucksvollsten ist der Blick in den "Devil's Throat" in den das Wasser von nahezu allen Seiten in einem unvorstellbaren und unbeschreiblichen Ausmaß in der Tiefe verschwindet (durch die Gischt ist das Ende tatsächlich nicht zu sehen) - der eindrucksvollste Anblick meines Lebens! Auch sehenswert war der "See" (der Fluss ist hier sehr breit) oberhalb der Fälle, der von zahlreichen Inseln durchsetzt ist. Wir haben drei Tucane und einen Kolibri gesehen.

Bereits um 5:15 am nächsten Morgen ging es mit insgesamt drei Bussen wieder weit durch die nördliche Pampa Richtung Salta am Fuße der Anden im Nordwesten des Landes.

1. Buenos Aires 13.10.16 bis 17.10.16

Der Flug bestand aus drei Teilen: Stuttgart-Barcelona, Barcelona-Sao Paulo und Sao Paulo-Buenos Aires. In Barcelona verbrachten wir eine Nacht in einem Hostel. Insgesamt waren wir mehr als ein ganzer Tag unterwegs.

Abends in Buenos Aires angekommen checkten wir in das "Garden House" Hostel in der Nähe des Stadtteils San Telmo ein. Die Stadt hätte ich mir nicht so groß vorgestellt. Sie ist mit ihrer Agglomeration durchaus mit Bangkok zu vergleichen - und in manchen Stadtteilen nicht viel weniger stressig... Am ehesten kommt das Gesamtbild an eine südeuropäische Großstadt heran - würde eine in dieser Größe existieren - vielleicht noch etwas schmutziger und lauter.

Am ersten Tag waren nach einem Spaziergang durch das alte San Telmo die Touri-obligatorischen, zentralen Sehenswürdigkeiten dran. Also das Parlamentsgebäude, der Obelisk, der Präsidentenpalast und kleineres. Ein Einheimischer konnte uns dabei ganz gut die Politik des Landes im Lauf der Geschichte und in der Gegenwart erklären. Am Abend ging ich nach Palermo - ein Stadtteil zum Ausgehen - wo ich mich mit einer alten Bekannten (Einheimischen) traf, die ich bei ihrem Austausch in Deutschland kennen lernte.

Nach langem Ausschlafen fuhren wir wieder mit der "Subte" in die Innenstadt (die Fahrt kostet übrigens nur umgerechnet etwa 30 Cent). Zufälligerweise wurden wir Zeuge einer riesigen Parade im Zentrum, bei der unfassbar viele Bolivianer in traditionellen Kostümen (teilweise ganz schön exotisch) über die Straße tanzten und musizierten. Das ganze war also eine Art bolivianischer Faschingsumzug. 

Die Preise in Argentinien sind unerwartet teuer - bei dem aktuellen Wechselkurs (1 € = 16,6 Ar$, stark inflationär) sind vor allem Lebensmittel teilweise teurer bis deutlich teurer als in Deutschland. Schnell hat sich auch die Befürchtung - wenn auch weniger dramatisch als gedacht - bestätigt, dass es in Südamerika und besonders Argentinien schwierig sein wird, ohne Spanischkenntnisse und als Vegetarier durchzukommen. Kaum jemand spricht auch nur annähernd Englisch (in Buenos Aires vermutlich immer noch landesweit die Meisten) und Fleisch ist mit Abstand das Argentinisch Hauptnahrungsmittel (obwohl wir sogar zwei vegetarische Restaurants in der Innenstadt entdeckten! Es scheint sich auch hier etwas zu ändern...) 

Am Sonntag fuhren wir etwas raus aus der Stadt nach Westen, wo der Parana in den Rio de la Plate in Form eines riesigen Flussdeltas mündet. Mit dem "Tren de la Coste" fuhren wir am Ufer des Rio de la Plate (eine Meeresbucht mit Südwasser oder der breiteste Fluss der Welt) bis Tigre. Von dessen Hafen nahmen wir eine Tour mit einem kleinen Motorboot, sodass einen kleinen Teil des Deltas erkunden konnten. Das Delta ist nicht so natürlich geblieben, wie ich es gedacht oder erhofft hätte. Die wohlhabenderen Leute aus Buenos Aires haben hier zahlreiche Wochenendhäuser an den Ufern der Flussarme errichtet. Dennoch war die ruhige Atmosphäre eine willkommene Abwechslung zur Stadt.  

Am vierten und letzten Tag nahmen wir nachmittags den Fernbus Richtung Puerto Iguazu im Nordosten des Landes, direkt am argentinisch-brasilianisch-paraguayischen Dreiländereck. 

Die Südamerika-Asien-Westumrundung

Nach dem Abschluss meines Bachelorstudiums beschloss ich, ein Semester zu pausieren und vor meinem Masterstudium eine zweite Weltreise zu unternehmen. 

Der Plan ist folgender: zwei Monate Südamerika und zwei Monate Südasien - von Mitte Oktober 2016 bis Mitte Februar 2017. Konkret geht es zuerst von Buenos Aires über Land nach Lima, durch Nordargentinien, Nordchile, Bolivien und Peru. Danach folgen zwei Wochen Costa Rica. Der zweite Teil der Reise beginnt mit dem Flug von Costa Rica über den Pazifik nach Thailand. Nach etwa drei Wochen Thailand geht es zum neuen Jahr nach Indien und eventuell Nepal. Insgesamt wird also die Welt einmal westwärts umrundet - und ganz nebenbei der Winter in Deutschland umgangen...